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Archiv-Artikel

„Das gibt einen Sog-Effekt“

FUSSBALLFINANCIERS Michael Kölmel, Besitzer des Leipziger Zentralstadions, über den Einstieg von Red Bull in den Leipziger Fußball. Er hofft auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie in Hoffenheim

Michael Kölmel

■ Der Mathematiker und Volkswirt, geboren 1954 in Karlsruhe, machte sich einen Namen als Filmrechtehändler. Seine Kinowelt AG gehörte zu den Überfliegern der New Economy. 1999 gründete er zusätzlich die Sportwelt; die Firma widmete sich dem Bau und Umbau von Sportstadien sowie dem Sportsponsoring. Ein Jahr später übernahm er das Leipziger Zentralstadion. Kölmel unterstützte diverse Fußballtraditionsvereine – und setzte dabei ebenso viel Geld in den Sand wie bei seinen beruflichen Unternehmungen. Foto: Archiv

INTERVIEW SEBASTIAN PITTELKOW

taz: Herr Kölmel, der Einstieg von Red Bull in den in den Leipziger und damit in den deutschen Fußball sorgt für viel Furore. Wie sehen Sie die Übernahme des SSV Makranstädt in der Fünften Liga durch den neuen Großinvestor aus Österreich?

Michael Kölmel: Ich freue mich auf Red Bull. Es wird jetzt noch eine neue Farbe im Leipziger Vereinsfußball geben. Aktuelle Umfragen zeigen, das Hoffenheim der zweitbeliebteste Bundesligist der abgelaufenen Saison ist. Daran sieht man, auch ein Verein mit einem großen Investor kann dahin kommen. Zwar kann man sich, wenn man mit etwas mehr Geld spielt, den Erfolg nicht kaufen, aber für Leipzig steigen die Chancen.

Wie geht es mit dem Zentralstadion weiter?

Ich hab vor der Weltmeisterschaft 2006 den Ausbau und die Renovierung des Stadions übernommen. Mit dem Leipziger Fußball ging es seither nicht bergauf. Nun hat Red Bull einen Mietvertrag abgeschlossen und dazu gehört ein Vertrag über die Namensrechte bis zum Jahr 2030. Ob das Stadion nun „RB-Arena“ heißen wird oder anders, das muss nun Red Bull entscheiden.

Wann spielt RB Leipzig im Zentralstadion?

Auch das entscheidet Red Bull. Es hängt natürlich von der Zuschauerzahl ab. Wenn der Verein nach der kommenden Saison in die Regionalliga aufsteigt, dann wird es überlegenswert, dort Spiele auszutragen. Richtig Sinn macht das aber erst ab etwa 5.000 Zuschauern. Davon kann man ab der Zugehörigkeit zur Dritten Bundesliga ausgehen.

Sie kennen die regionale Fußballszene, haben beispielsweise in Dynamo Dresden viel Geld investiert. Befürchten Sie nicht, ein Engagement von RB Leipzig würde die hiesige Fußballregion um Jahrzehnte zurückwerfen?

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Mit Red Bull kommt jemand in die Region, der ein professioneller Sportförderer ist. Dies wird positiv ausstrahlen. Zum Beispiel will Red Bull ein unheimlich gutes Jugendzentrum hier aufbauen. Talente könnten auf diese Weise endlich in der Region gehalten werden, dies war vorher nicht der Fall. Es wird aber nicht nur sportlich einen Sog-Effekt geben, auch wirtschaftlich wird es Sponsoren anlocken.

Sie sagen, RB Leipzig könnte in acht Jahren in der Ersten Bundesliga spielen. Glauben Sie wirklich daran?

Erfolg kann man nicht kaufen, das ist mir schon klar, aber acht Jahre halte ich für eine realistische Zeit, um in der ersten Liga anzukommen. Red Bull ist ein extrem erfolgsorientiertes Unternehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Unternehmen in Zukunft mit der Ersten und Zweiten Bundesliga zufriedengibt. Irgendwann soll RB Leipzig sicherlich auch einmal europäisch spielen, die Stadt Leipzig hat allemal das Potenzial dazu. Jetzt geht es aber erst mal darum, die Tagesaufgaben in der Fünften Liga zu erledigen.

In Leipzig gibt es traditionell eine explosive Fanmischung. Was, glauben Sie, bedeutet der neue Verein für die Anhänger von Lok Leipzig und Sachsen Leipzig?

Am Ende werden auch deren Vereine von RB Leipzig profitieren. Gute Spieler werden in der Gegend bleiben. Das gesamte Niveau des Leipziger Fußballs wird sicherlich steigen. Wo das immer gut funktioniert hat, das ist in München. Dort spielt der FC Bayern, 1860 München und Unterhaching.

RB Leipzig hat die Männermannschaft des SSV Makranstädt übernommen. Zum Spielbetrieb in der Fünften Liga fehlt nun noch eine Nachwuchsabteilung. Das Nachwuchszentrum des gerade in Insolvenz befindlichen Sachsen Leipzig bietet sich da förmlich an?

So ist es. Die Nachwuchsmannschaften waren für Sachsen Leipzig noch nie finanzierbar. Dies habe ich über Jahre hinweg übernommen. Durch die Insolvenz ist mein Engagement beendet. Sowohl die Stadt Leipzig als auch der Verein Sachsen Leipzig sind sicherlich froh, wenn Sie jemanden gefunden haben, der sie finanziert.