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Archiv-Artikel

Auftrag steht

Bremens Botschaft an die Jury: Wir tun was. Jetzt schon. Der Motor läuft. 8,5 Millionen Euro machen’s möglich

Alles genau getimed. Der Bürgermeister hat sein Dossier zur Vorbereitung des Jury-Besuchs mit nach Berlin genommen. Der Kultursenator hat sein Dossier in Empfang genommen, und man ist guter Hoffnung, dass er es auch liest. Und die Jury hat heute Morgen in ihrem Bus eine druckfrische Publikation gefunden namens „Was Bremen tut“ – 52 Seiten mit einem besucherfreundlichen Gewicht von 220 Gramm. Gedacht als Ergänzung zur mächtigen Bewerbungsschrift vom Sommer 2004, bestehend aus den beiden Bänden „Was Bremen ist“ (1,1 Kilo) und „Was Bremen will“ (ebenfalls 1,1 Kilo).

Also 2,4 Kilo Material, dazu Power-Point-Präsentation im Rathaus. Als Gesprächspartner für die Jury kommen neben dem Bürgermeister und dem Kultursenator der Bewerbungsintendant Martin Heller und Helga Trüpel, Vize-Vorsitzende des EU-Ausschusses für Kultur. Trüpel war vor einigen Jahren auch schon mal Bremer Kultursenatorin. Am Ende des dreistündigen Besuch gibt’s Fischsuppe. Kann eigentlich nichts schief gehen.

Bei der „Was Bremen tut“-Präsentation stecken Fähnchen in den Brötchen für die Journalisten. „Werder 2004“ steht darauf. „Werder hatte das Double Meisterschaft und Pokal“, sagt der Chef der Bremen Marketing GmbH, Klaus Sondergeld. „Wir haben das Double ‚Stadt der Wisschenschaft‘ und ‚Kulturhauptstadt‘ vor.“

Also wird beispielsweise ein ausrangiertes Weichenstellerhäuschen am Güterbahnhof zum „Fernweh-Hotel“ umgearbeitet und mitten in der Antarktis hat der Künstler Lutz Fritsch in einem grünen Container eine Bibliothek im Eis installiert. Dass Bremen tut, was es tut, hat auch etwas mit Geld zu tun: Zwei Millionen Euro machte der Senat für die Bewerbung locker, nochmal 8,5 Millionen fließen für Projekte, die in Zusammenhang mit der Bewerbung stehen. Das ist üppig. Bremen sonnt sich seit Beginn der Bewerbungsphase in der Favoritenrollen – man ist so etwas wie das Bayern München der Bewerber-Liga.

Dabei will man nicht nur mit teuren Stars punkten. Und trotzdem wird der Architekt, der den Wettbewerb um den geplanten Anbau an der Bremer Kunsthalle gewinnen wird, sicher kein No-Name sein. Das alles natürlich nicht, um zu protzen. Die Bremer wollen eher zeigen: Uns ist es ernst mit der Bewerbung. Und mit der Dimension Europa. Auf 60 Millionen Euro werden die Gesamtkosten im Falle eines Zuschlags geschätzt. Wie es dem Bewerbungsteam da so geht mit den heftigen Spardebatten, die den Bremer Senat derzeit beuteln? „Es gibt keine Signale, dass das Kulturhauptstadt-Projekt in Zweifel gezogen würde“, sagt Sondergeld. „Insofern handeln wir nach dem Auftrag, den wir haben: nämlich zu gewinnen.“ Klaus Irler