Anschlag auf den Präsidenten

INGUSCHETIEN Junus-Bek Jewkurow wird bei Selbstmordattentat schwer verletzt

BERLIN taz | Der Präsident der Kaukasusrepublik Inguschetien Junus-Bek Jewkurow ist am Montagmorgen bei einem Mordanschlag schwer verletzt worden. Sein Fahrer verstarb wenige Stunden nach dem Anschlag. Mindestens drei Begleiter des Präsidenten wurden ebenfalls verletzt – darunter auch der Bruder des Präsidenten.

Jewkurow war auf dem Weg von Nasran nach Magas, als sich ein mit Sprengstoff beladener Wagen an die Spitze der Autokolonne drängte. Sekunden später erschütterte eine gewaltige Explosion den Wagen des 45-jährigen Berufsoffiziers.

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass sei eine erste Operation an dem Verletzten im Krankenhaus von Nasran erfolgreich verlaufen, Jewkurow, so „Interfax“, sei nicht in Lebensgefahr.

Bei einem Treffen mit dem Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB und dem russischen Innenminister sprach Russlands Präsident Dmitri Medwedjew von einem Terroranschlag. Nun seien weitere Schritte zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Nordkaukasusrepublik nötig.

Das Datum des Anschlags dürfte nicht zufällig gewählt gewesen sein. Vor genau fünf Jahren hatten Aufständische einen Großangriff gegen die Republik gestartet, Regierungsgebäude angegriffen und gezielt Vertreter der Machtstrukturen getötet. Gleichzeitig hatten die Aufständischen zwei Lastwagen mit Waffen und Munition erbeutet.

Der Anschlag auf Jewkurow hat die Kriegsgefahr in der Region weiter erhöht. Angesichts der wachsenden Spannungen hatte das russische Verteidigungsministerium bereits am 11. Juni für Ende Juni Manöver in der Region angekündigt. Die Ankündigung zu diesem Manöver, in der Antiterror-Einsätze trainiert werden sollen, liest sich wie ein Drehbuch für ein Szenario, das in Inguschetien schon bald Realität werden könnte. Gestern Mittag meldete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, nach dem Attentat auf Inguschetiens Präsidenten sei eine Antiterror-Operation gestartet worden.

Jewkurow war lange in der militärischen Aufklärung tätig. 1999 war er als Kommandeur einer Fallschirmjägereinheit unter den 200 russischen Soldaten, die handstreichartig den Flughafen von Prishtina im Kosovo eingenommen hatten. In der Folge wäre es fast zu einem bewaffneten Konflikt zwischen russischen und Nato-Soldaten gekommen.

BERNHARD CLASEN