CONTRA KRACH WALTRAUD SCHWAB : Dauerlärm macht krank
Verkehrslärm, Baulärm, Fluglärm – wer in Großstädten lebt, ist in der Regel Dauerkrach ausgesetzt, selbst ohne es zu merken. Dauerlärm aber macht krank.
Das Hickhack um den Kollwitzplatz muss im Kontext der Lärmverschmutzung gelesen werden und nicht als Spinnerei der Kiezbourgeoisie. Denn Lärm ist eines der größten Umweltprobleme in Berlin. Der Senat weiß das. Der EU ist das Problem ebenso bekannt. Sie verlangte von ihren Mitgliedstaaten, dass sie Lärmkarten erstellen. Berlin hat diese formale Forderung 2007 erfüllt. Ruhiger geworden ist es trotzdem nicht.
Verwunderlich nur, dass viele Stadtmenschen vor allem empfindlich reagieren auf etwas, was hier schöner Lärm genannt werden soll: Kinderspielplatzgekreisch, Straßenmusik, Marktplatzgeschrei. Dagegen beraumen die Lärmgeplagten runde Tische an, dagegen gehen sie gerichtlich vor. Und bekommen nicht selten Recht.
Die Frage aber ist, warum gehen Geplagte gegen schönen Lärm vor und nicht gegen Bau-, Straßen- oder Fluglärm? Die Antwort: Weil schöner Lärm das Fass zum Überlaufen bringt, sie gegen schrecklichen Lärm aber selten was ausrichten können. Er dient dem Allgemeinwohl. Deshalb dürfen Autos immer fahren, bekommen Bauvorhaben Ausnahmegenehmigungen, darf der TXL-Fluglärm ungestraft 250.000 Leuten in Berlin die Nerven zerrütten. Die Meckerer vom Kollwitzplatz müssen die Allgemeinwohl-Lüge entlarven. Dann hat ihr Protest Hand und Fuß. Foto: A. Losier