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Archiv-Artikel

Gesammelte Blamagen

Der Medienstandort Köln hat immer noch Zukunft – aber kein Talent dafür, das auch werbewirksam kundzutun

KÖLN taz ■ Köln ist gut – nur die Außenwelt nimmt das nicht wahr. Schuld daran sind das typisch kölsche Gejammere, aber auch die Medien, die den Ruhm der Domstadt nicht anständig verbreiten. Das in etwa war das Fazit der Diskussionsveranstaltung „Medienstadt Köln – Quo vadis? Droht der Absturz?“ , zu der das SPD-nahe Kulturforum Montagabend in den Stadtgarten geladen hatte.

Wolfgang Fuchs, Leiter der Stabsstelle Medien beim Oberbürgermeister, Marc Jean Eumann, SPD-Landtagsabgeordneter und medienpolitischer Sprecher seiner Fraktion, und Matthias Laermanns, Geschäftsführer von AIM Public (Ausbildung in Medienberufen) verwiesen zunächst auf einen durchaus befriedigenden Zustand. Das Land habe sich von seiner Gießkannenpolitik verabschiedet und konzentriere gut die Hälfte seiner Mittel zur Förderung von Medienstandorten auf Köln, sagte Eumann. Fuchs verwies auf rund 50.000 Jobs im Medien- und IT-Bereich, eine Zahl, die auch in der IT-Krise relativ konstant geblieben sei. Laermanns betonte die Kompetenz Kölns als Ausbildungszentrum: Mit 1.500 Ausbildungsplätzen würde etwa jeder dritte Medienschaffende am Rhein ausgebildet. Dieses Standbein, war man sich einig, müsse unbedingt weiter gestärkt werden.

Einig waren sich die Diskutanten im Wesentlichen auch über Kölns Schwächen. Man vermisste eine Atmosphäre der Kooperation in Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, wie es sie etwa in München oder Berlin gibt. Häufig gäbe es mehr Gegen- als Miteinander und die ordnende Hand fehle. Fuchs räumte ein, dass der Medienpolitik nicht mehr derselbe Stellenwert wie vor zehn Jahren eingeräumt werde, als die Stabsstelle eingerichtet wurde. Laermanns kritisierte die städtische Sparpolitik etwa bei den freien Theatern: Hier würden Schauspielern Auftritts- und damit Werbemöglichkeiten genommen.

Wie aber Köln seine Stärken besser präsentieren, wie Image und Marketing verbessert werden könnten, darüber herrschte Ratlosigkeit. Kölns Stärke scheint eher darin zu liegen, sich zu blamieren – bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt, der Besetzung des Kulturdezernentenamtes oder im Streit mit der UNESCO um den Weltkulturerbe-Status des Kölner Doms. JÜRGEN SCHÖN