: Der Süden bleibt auf den Bus angewiesen
Die Grünen wollen mehr Menschen im Kölner Süden an das U-Bahn-Netz anbinden. Die Nord-Süd-Stadtbahn dürfe deswegen nicht am Rheinufer entlang führen, sondern müsse über die Bonner Straße und den Gürtel nach Rodenkirchen fahren. Der Verkehrsausschuss lehnt die Pläne jedoch ab
KÖLN taz ■ Für die neue U-Bahnlinie im Kölner Süden schlagen die Grünen eine andere Streckenführung vor. Ihren Vorstellungen nach sollte die Bahn von der Südstadt aus über die Bonner Straße und den Bayenthalgürtel an den Rhein fahren und von dort weiter nach Rodenkirchen. Die anliegenden Gebiete würden auf diese Weise an das Kölner U-Bahn-Netz angeschlossen, werben die Grünen für diese Route.
Bisherige Planungen der Stadt sehen vor, die vom Chlodwigplatz kommende Bahn hinter dem Bonner Wall sofort in Richtung Rhein abbiegen und dann den Fluss entlang nach Rodenkirchen fahren zu lassen. Diese Streckenführung geht auf einen Beschluss von CDU und FDP aus dem Jahr 2000 zurück. Vor 1999 hatte auch die Stadtverwaltung mit der heute von den Grünen favorisierten Strecke geplant, argumentiert die Partei. Deswegen sei die Variante abseits des Rheins nach wie vor realisierbar, schließlich würden entsprechende Pläne in den städtischen Schubladen liegen.
Mit einem entsprechenden Antrag sind die Grünen allerdings gestern im Verkehrsausschuss des Rates der Stadt gescheitert. Aufgeben wollen sie aber noch nicht. Das Planfeststellungsverfahren laufe schließlich noch, einen Erörterungstermin werde es voraussichtlich erst im August 2005 geben. „Solange es keinen Planfeststellungsbeschluss gibt, werden wir es weiter versuchen“, bekräftigte Grünen-Fraktionsvorsitzende Barbara Moritz nach der Sitzung. Sabine Müller, grünes Mitglied im Verkehrsausschuss, kündigte an, in den Gebieten an der Bonner Straße eine Kampagne zu starten und in der Bevölkerung um Unterstützung zu werben.
Wer in den Stadtteilen Raderberg, Bayenthal und Marienburg im Umfeld der Bonner Straße wohnt, hat bislang an öffentlichen Verkehrsmitteln nur den Bus zur Verfügung, um in die Innenstadt zu kommen. Bei dem nun anstehenden U-Bahn-Bau, bei dem es sich um den zweiten Bauabschnitt der Nord-Süd-Stadtbahn handelt, müsse deswegen darauf geachtet werden, dass „so viele Menschen wie möglich“ von der Bahn profitieren, sagte Moritz. Gerade „in dem großen Gebiet um die Bonner Straße“ sei es möglich, neue Kunden für die KVB zu gewinnen. Auch hätte das Gebiet mit Bahnanschluss bessere Entwicklungschancen.
Diese Chancen halten die Grünen bei einer Streckenführung am Rheinufer entlang nach Rodenkirchen für verschenkt. Auf diese Weise kämen die Rodenkirchener zwar schneller in die Stadt, räumen auch die Grünen ein: etwa dreieinhalb Minuten. Doch das stehe „in keinem Verhältnis“ zu den Nachteilen, empört sich Moritz. Denn mit der Streckenführung am Rhein entlang werde „kein einziger Verkehrsteilnehmer für die KVB gewonnen“.
Zudem sei die Route langfristig 20 Millionen Euro teurer, wie auch die Verwaltung in einer Gegenüberstellung errechnet hat. Die Grünen sehen außerdem die Verlängerung der Gürtelbahn in Gefahr. Für diese gebe es dann womöglich keine Förderung mehr, da durch die geplante Streckenführung entlang der Bahntrasse zwischen Bonner Wall und Südbrücke eine Parallelstrecke zur Verlängerung der Gürtelbahn entstehe.
Anders als die Grünen hatte die Verwaltung dem Verkehrsausschuss empfohlen, an dem Beschluss aus dem Jahr 2000 festzuhalten. Die Verwaltung führte Zeitverlust im Genehmigungsverfahren, verlorene Planungs- und Arbeitskosten sowie „haushaltsmäßige Risiken“ an und empfahl daher „dringend“, „die Planungen unverändert zu lassen“. DIRK ECKERT