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Archiv-Artikel

Focke fast komplett

Gerade noch rechtzeitig: Das sanierte Haus Riensberg wird am Sonntag wiedereröffnet – mit einem neuen Kindermuseum

Von Dab

Bremen taz ■ Die Modernisierung des Focke-Museums ist nun nach zehn Jahren so gut wie komplett. Nur eine kleine, aber nicht unbedeutende Winzigkeit fehlt noch, die mit Hilfe des Kulturhauptstadtfonds jetzt noch obendrauf kommt: Auf dem Dachboden des sanierten Hauses Riensberg, das an diesem Sonntag wieder seine Pforten öffnet, kann zusätzlich über dem neuen Kindermuseum ein „Aktionsraum“ ausgebaut werden.

Für Direktor Jörn Christiansen ist das nun in helles Rokokogelb gekleidete Haus Riensberg das „Sahnehäubchen“ des sechsteiligen Gebäudeensembles an der Schwachhauser Heerstraße. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das vormals niederdeutsche Bauernhaus um ein zweigeschossiges Herrenhaus erweitert. Nach 1800 legte der Gartenarchitekt Isaak Herman Albert Altman (der auch die Wallanlagen gestaltete) den umliegenden Park an. 1913 wurde das Gut der Stadt geschenkt, 1936 bis 1945 war es Quartier des „SS-Abschnitts XIV“. 1953 übernahm das im Krieg zerstörte Focke-Museum das Gebäude für seine Zwecke.

Das alles hinterließ Spuren. Im November 2003 begann man mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen der Bausubstanz wie auch der Inneneinrichtungen. Heute reibt sich Christiansen in Hinblick auf die zukünftigen rigiden Sparmaßnahmen, die auf die Bremer zukommen sollen, fast ein bisschen spitzbübisch die Hände: „Das war gerade noch rechtzeitig, dass wir fertig geworden sind.“ 600.000 Euro aus der Stiftung Wohnliche Stadt und 460.000 Euro aus museumseigenen Mitteln wurden in die Riensberg-Haus-Sanierung investiert.

Dabei ging auch eine umfassende Modernisierung der Schauausstellungen „Bremische Wohnkultur“ und der „Sammlung europäischer Glaskunst“ einher. Alles in allem präsentieren sich die Epochen von der Gotik bis zum Jugendstil in einer anschaulichen Dichte, die Menschen, Mode und Möbel umfasst. Lebensechte Figurinen stellen die wertvollen Kleidungsstücke zur Schau, Audioguides (Hörknochen) und Computerterminals (Touchscreen) geben zu den Exponaten Hintergrundinformationen.

Das Highlight ist ohne Zweifel das komplett neu gestaltete Kindermuseum im Obergeschoss: mittelalterliche Spielzeuge bis hin zu Barbipuppen und Gameboys liegen chronologisch geordnet in Vitrinen aus – in Kinderhöhe. Ein buntes Panoptikum, das durch aktive Spielmöglichkeiten oder kindgerechte Videofilmchen angereichert wird. Mittelpunkt ist eine rotierende Plattform; womöglich auch ein kleiner pädagogischer Trick, um die Kindergruppen sammeln zu können. Auf einem Karussell fahrend macht Lernen schließlich doppelt soviel Spaß. Dab

Zur Eröffnung bietet das Focke-Museum am Sonntag ab 10 Uhr bei freiem Eintritt einen Tag der offenen Tür. Das bis in den März reichende Rahmenprogramm ist unter Telefon (0421) 361 35 75 abrufbar