: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am morgigen Dienstag wird in der noch immer in Mitte liegenden Kiezkneipe Baiz über das „vergessene Fußballgenie“ Arthur Friedenreich gesprochen, was in dieser Kolumne nicht erwähnt würde, wäre Friedenreich – Sohn eines deutschen Einwanderers und einer schwarzen Brasilianerin – nicht der erste „Farbige“ in einer brasilianischen Profimannschaft gewesen, ein legendärer Fußballer, der dennoch immer wieder rassistischen Attacken im damals noch ganz auf „Weiß“ gepolten Brasilien ausgesetzt war. Martin Curi und Andreas Rüttenauer, der Redakteur für Leibesübungen dieser Zeitung, stellen den Fußballer vor und diskutieren seinen „Fall“. Ebenfalls am morgigen Dienstag wird in der Kreuzberger Filiale der linksradikalen Buchladenkette Schwarze Risse das Buch „Im Bann der Gewalt“ von Enzo Traverso vorgestellt, das, so gibt der Verlag Auskunft, den „europäische Bürgerkrieg 1914–1945“ behandelt. Ein Bürgerkrieg 1914–1945? Ist das nicht eine etwas allzu gewagte, gar eine boulevardjournalistische These? Wir glauben, schon. Es gibt also einiges zu streiten an dem Abend. Am Donnerstag wird in der Galerie Olga Benario über die sogenannten zivilen Friedenscamps gesprochen, die laut Ankündigungstext „Menschenrechtsbeobachtung und Zeugenbegleitung in Guatemala und Mexiko“ betreiben. Nun ja, und ein bisschen sekundären Kolonialismus leider auch. Aber genau das ist allerdings ja nicht unbedingt immer das Schlechteste. Am Sonntag schließlich wird in der NGBK von Ulrich Bröckling das Konzept „Anders anders sein“ vorgestellt – das ein bisschen sehr verkunstet und gewollt klingt, muss man schon sagen. Wenn schon die „Andersseienden“ gespalten werden müssen, so will man doch zumindest den Grund dafür kennenlernen, oder? Geht es vielleicht nur darum, besser zu sein als die anderen Anderen?
■ Fußballgenie: Baiz, Christinenstr. 2, Di., 19 Uhr
■ Im Bann der Gewalt: Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, Di., 20 Uhr
■ Friedenscamps: Olga Benario, Richardstr. 104, Do., 19.30 Uhr
■ Anders anders: NGBK, Oranienstr. 25, So., 18 Uhr