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Archiv-Artikel

VW-Chefs wollen Fusion mit Porsche jetzt oder nie

AUTOS Stimmen die Porsche-Chefs dem Angebot von VW heute nicht zu, soll es ihnen schlecht ergehen

„Wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Wolfgang Porsche zu der Frist aus Wolfsburg

FRANKFURT/MAIN reuters/afp | Die neuste Wendung im Machtkampf zwischen Porsche und VW: Laut einem Medienbericht drängen die VW-Spitze und Großaktionär Niedersachsen die Porsche-Führung dazu, dem Wolfsburger Fusionsvorschlag bis Montag zuzustimmen.

Spiegel Online berichtete ohne Quellenangabe, die VW-Seite um Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piëch, Konzernchef Martin Winterkorn sowie Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Wolfgang Porsche gedroht, ihr Fusionsangebot zurückzuziehen, wenn sie nicht bis Montag zustimmten. Die Finanznot von Porsche würde sich gravierend verschärfen.

Das Emirat Katar, mit dem Porsche über eine milliardenschwere Geldspritze verhandelt, wolle sich nur dann an einem fusionierten Porsche/VW-Konzern beteiligen, wenn die Haupteigentümern, das Land Niedersachsen sowie die Familien Porsche und Piëch einig über den Kurs seien. Außerdem müsse der Sportwagenbauer damit rechnen, dass VW im September auf Rückzahlung eines an Porsche vergebenen Kredits über 700 Millionen Euro bestehe.

Nach negativen Signalen aus der Bundesregierung ist es unwahrscheinlich, dass Porsche einen beantragten Kredit von 1,75 Milliarden Euro der staatlichen Förderbank KfW erhält. Wolfgang Porsche sagte zu der Frist aus Wolfsburg, er lasse sich „nicht erpressen“.

Nach dem Bericht schlägt VW den Porsche-Eignerfamilien Porsche und Piëch vor, dass der Wolfsburger Konzern der Porsche Holding für 3 bis 4 Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil an der Porsche AG abkauft, die das Sportwagengeschäft vereint. Danach würde Katar Optionen auf VW-Aktien übernehmen, die von der Porsche Holding gehalten werden. Zum Schluss müssten die Unternehmen Porsche und VW fusionieren, hieß es. Am vereinten Autokonzern könnten demzufolge die Familien Porsche und Piëch über 40 Prozent der Aktien halten, Niedersachsen 20, Katar rund 15 und ein weiterer Staatsfonds 4 Prozent.

Wegen des schrittweisen Aufkaufs der Stimmrechtsmehrheit an VW ächzt Porsche unter einem Schuldenberg von 9 Milliarden Euro. Die Wege zum Schuldenabbau sind unter den Eignern umstritten. Während Ferdinand Piëch eine Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW favorisiert, lehnen andere Familienmitglieder dies ab.

Wiedeking war zuletzt ins Kreuzfeuer geraten, nachdem ihn Piëch mit kritischen Äußerungen zur Verschuldung von Porsche angezählt hatte. Auch Wulff ist der Süddeutschen Zeitung zufolge verärgert über Wiedeking und Wolfgang Porsche.

Volkswagen würde die Übernahme der Porsche AG nach Einschätzung von Analysten rund 8 bis 9 Milliarden Euro kosten. „Das Geld liegt bereit“, zitierte die Automobilwoche am Wochenende eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Der Stuttgarter Automobilkonzern Daimler trat Spekulationen entgegen, er sei an einem Engagement bei Porsche interessiert. „Wenn wir das wollten, würden wir das kundtun“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche der Welt am Sonntag. Porsche sei technisch und inhaltlich sehr eng in die Aktivitäten des VW-Konzerns integriert. „Es scheint mir nicht sinnvoll, daran zu denken, diese Integration durch eine andere zu ersetzen.“