Freudentanz im Büro

Die Initiative TanzRaumBerlin will sich für eine Verbesserung der Infrastruktur für den Tanz einsetzen, wendet sich aber gegen einen zentralen Veranstaltungsort. Unterstützung durch Kulturverwaltung

Kein Projekt oder Ensemble soll in seiner Autonomie beschnitten werden

VON KATRIN BETTINA MÜLLER

Der Bedarf ist seit langem bekannt: Probenräume fehlen für den Tanz in Berlin und eine professionelle Ausbildung. Schon in den 80er-Jahren setzten sich etwa Nele Hertling und die Tanzfabrik dafür ein, auch die Idee eines Hauses für den Tanz tauchte immer mal wieder auf. Der letzte Vorstoß der TanzWerkstatt, das Podewil in ein Zentrum für Choreografie umzuwandeln, liegt ein Jahr zurück. Er scheiterte an konkurrierenden Plänen des Kultursenats für dieses Haus.

Nun aber sieht es so aus, als könnte ein Neustart der Initiative unter veränderten Bedingungen und mit dem neuen Namen TanzRaumBerlin doch noch Erfolg versprechen. Ein Zeichen für die Verbesserung der Voraussetzungen ist die Beteiligung des Senat: Der Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat Bereitschaft signalisiert, noch aus dem laufenden Haushalt Mittel für anderthalb Personalstellen für ein TanzBüroBerlin zur Verfügung zu stellen, damit dieses Büro die Koordination der verschiedenen Tanzakteure und die Suche nach geeigneten Räumen unter den landeseigenen Immobilien beschleunigen kann.

„Unsere Zusammenarbeit hat eine neue Qualität erreicht“, betonte Thilo Wittenbecher, der zum Mime Centrum Berlin, einem der vielen beteiligten Partner, gehört und das Projekt TanzRaumBerlin erstmals vorstellte. Man traf sich nicht zufällig im Foyer des Hebbeltheaters: Die Hebbel am Ufer GmbH gehört zu den Partnern des Projekts. Sie lädt nicht nur Tanzgastspiele ein, sondern begreift es auch als Teil ihres Programms, den Tanz als gesellschaftskritische Kunst zu fördern. Weitere Partner sind die Sophiensäle, die Tanztage Berlin, der Dachverband Zeitgenössischer Tanz, das Dock 11, die TanzWerkstatt Berlin, die Tanzfabrik Berlin und die Compagnie Sasha Waltz & Guests, die seit kurzem wieder selbstständig sind.

Die neue Qualität besteht zum einen in der Offenheit der Initiative. Sie will mit anderen der vielen unterschiedlichen Tanzakteure ins Gespräch kommen, darunter dem neugegründeten Staatsballett, der Staatlichen Ballettschule und dem neuen Fachbereich für Tanz- und Theaterwissenschaft an der FU. Zum anderen in einer klaren Absage an die Idee eines Tanzhauses als zentralen Ort für den Tanz: Keines der in den vergangenen 20 Jahren gewachsenen Projekte, Ensembles und Theater für den Tanz soll in seiner Autonomie beschnitten werden.

Ein Büro für Koordination und Raumsuche: Das ist noch nicht viel – und dennoch viel mehr, als die Tanzszene in den vergangenen 20 Jahren jemals hatte. Vor dem Hintergrund, dass der Hauptstadtkulturfonds den Tanz in Berlin noch zwei Jahre mit jährlich 1 Million Euro unterstützt, dass in Berlin die erste Professur für Tanz- und Theatergeschichte eingerichtet wurde und dass ein Tanzplan der Bundeskulturstiftung als neues Förderinstrument ins Leben gerufen wird, kann dies aber durchaus als ein kulturpolitisches Signal gewertet werden. Zumindest vermehren sich die Instrumente, mit denen eine Verbesserung der Infrastruktur auf den Weg gebracht werden kann.

Damit ist noch keine Frage wie die nach der Finanzierung eines TanzRaumBerlin und dem Aufbau einer professionellen Ausbildung beantwortet. Die Bereitschaft des Liegenschaftsamtes, die Suche nach geeigneten Räumen unter den landeseigenen Immobilien zu beginnen, kann nicht darüber wegtäuschen, dass auch dafür Mieten und Sanierungen notwendig sind. Ein landeseigenes Museum, die Berlinische Galerie, hat auf diesem Weg eine jahrelange Irrfahrt und das Verschwinden in Depots erfahren. Allerdings war Thomas Flierl der Kultursenator, unter dem es der Berlinischen Galerie dann doch plötzlich sehr schnell gelang, ein neues Domizil zu finden. Warum sollte dem TanzRaumBerlin nicht auch ein solcher Coup gelingen?