: „Wir hätten schon Spatenstich gemacht“
Wasserkraftwerk-Planer erheben Vorwürfe gegen das Umweltressort: Es habe dem falschen Konsortium den Zuschlag zum Bau der Turbinen am Weserwehr gegeben. Das habe nach drei Jahren noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren eingeleitet
Bremen taz ■ Schwere Vorwürfe gegen das Umweltressort im Zusammenhang mit dessen Entscheidung zum Bau eines Wasserkraftwerks am Weserwehr hat jetzt der ehemalige Geschäftsführer des Bremer Energiebeirats erhoben. Die beim Umweltsenator angesiedelte Energieleitstelle habe vor drei Jahren zu Unrecht dem Konsortium um Greenpeace Energy und die Bremer Projektentwicklungsgesellschaft Tandem den Vorzug beim Bau des Kraftwerks gegeben, kritisierte Jürgen Franke. Tandem sei offenkundig nicht in der Lage, das Wasserkraftwerk zügig zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Selbst drei Jahre nach der Vorentscheidung der Behörde sei noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Ursprünglich sollten die Turbinen 2005 bereits den ersten Strom liefern. Tandem-Geschäftsführer Hucky Heck rechnet damit jetzt erst im Jahr 2009.
Im Auftrag der Hannoveraner Wertbau AG hatte sich Franke vor drei Jahren selbst um das Kraftwerk-Projekt beworben – neben Tandem und zwei weiteren Konsortien. In der Bewertung der Energieleitstelle kam das Wertbau-Konzept allerdings nur auf Platz zwei. Die höchste „Wahrscheinlichkeit, dass sich das vorgelegte Konzept als technisch und wirtschaftlich realisierbar erweist“, sah das Umweltressort bei dem Konsortium um Tandem. Das von Franke vertretene Konzept habe „deutlich geringere Aussichten auf Erfolg“, urteilte es.
Franke ist da ganz anderer Meinung. Sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht sei das von ihm vertretene Konzept besser gewesen, die von der Energieleitstelle abgegebene Bewertung „unsachlich“ und „tendenziös“ gewesen – und die Realität der beste Beweis dafür. Denn die Sieger des behördlichen Auswahlverfahrens, so Franke, „kommen nicht in die Puschen“. Die Energieleitstelle müsse dafür die Verantwortung übernehmen und dürfe „nicht länger tatenlos zusehen“, forderte er. Ein Gutachten solle klären, ob das Kraftwerk eher mit den derzeitigen Planern oder ohne sie realisiert werden könne.
Sowohl Heck als auch die Behörde wiesen die Vorwürfe zurück. Man habe die komplette Planung nach den Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im letzten Frühjahr umgestellt, das Kraftwerk werde so doppelt so viel Öko-Strom erzeugen wie ursprünglich geplant. Baugrund-Gutachten lägen bereits vor, und allein die von der Schifffahrtsverwaltung geforderte Strömungssimulation habe fünf Monate in Anspruch genommen. „Auch Franke wäre nicht umhingekommen, diese Anforderungen zu erfüllen“, so Heck. Zwar sei es richtig, dass der von Tandem verfolgte unterirdische Bau deutlich teurer komme als der von Franke vorgeschlagene oberirdische. Einem Anbau an ihr Stauwehr hätte die Schifffahrtsverwaltung jedoch „niemals zugestimmt“. Heck: „Frankes Konzept wäre leider nicht baubar gewesen.“ Armin Simon
Infos heute, 20 Uhr, Bgh. Weserterrass.