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Archiv-Artikel

The kid is not my son

Jacksons Vater zeigt wenig Interesse am Tod seines Sohnes. Ihm geht es um das Erbe des Superstars

Von JUL

„Er ist mir ein Rätsel und er wird es wohl immer bleiben“, hat Michael Jackson über seinen Vater gesagt. Auch wer noch nie etwas über Joe Jackson gehört oder gelesen hat, nur zwei Sekunden seiner gestrigen Pressekonferenz vor den BET Awards dürften reichen, um klarzumachen, was Michael Jackson mit diesem Rätsel gemeint haben könnte.

„Wie geht es Ihnen“, fragt der Reporter von CNN. „Mir geht es großartig, meiner Familie auch“, antwortet Joe Jackson. Auf Nachfrage lenkt er ein, natürlich seien die letzten Tage hart gewesen. „Wissen Sie“, sagt Jackson, „wir haben den größten Superstar der Welt verloren.“ Ob er mit dieser Welt einen Gedanken über den Verlust seines Sohnes teilen wolle? Schon, sagt Jackson. Er habe da ein Statement verfasst. Selber vorlesen möchte er es nicht, scheint kein Interesse zu haben, vielleicht mag er sich auch einfach nicht mit fremden Federn schmücken. So lächelt er in die Kamera, während eine Assistentin brav von einem Zettel abliest.

„Wollen Sie etwas zu Michaels Vermächtnis sagen“, hatte der Reporter zuvor gefragt. Und tatsächlich, das wollte Joe Jackson. Allerdings nicht so, wie es gemeint war, nämlich im übertragenen Sinne. Was hat Jackson der Welt gegeben? Joe Jacksons Statement konzentriert sich vielmehr darauf, was Michael seiner Meinung nach ihm ganz speziell hinterlassen habe. Der Text unterstreicht, dass Michaels Kinder, die übrigens ebenfalls alle Michael heißen, zumindest mit zweitem Namen, zu ihren Großeltern gehörten. Rechtlich. Da es kein Testament geben soll, wäre damit der Gesamtbesitz des Megastars erst mal in den Händen von Joe Jackson. Überhaupt scheint es ihm dann genug mit dem Gerede um den Sohn. „Jetzt kommt was wirklich Wichtiges“, erklärt er. Er habe eine neue Plattenfirma. Und dann sagt Jackson etwas, was einen noch mehr verwirren würde, wenn das möglich wäre: „Ich glaube, die Menschen haben gar nicht kapiert, was Michael Jackson ihnen gegeben hat. Jetzt endlich verstehen sie es. Er ist jetzt größer als er jemals war.“

Man fragt sich, wo Joe Jackson in den letzten Jahrzehnten war, als die Welt zu den Hits seines Sohnes ausflippte. Und als Michael Jackson von seiner verpatzten Kindheit und seinem krankhaft ehrgeizigen und brutalen Vater erzählte. Joe Jackson hat keine Ahnung. Auch nicht von Grammatik. Der Größte ist ein Superlativ und lässt sich nicht steigern. JUL