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Archiv-Artikel

Haben ja nicht ewig Zeit

Mit der Kunst geht das heute in Hamburg hopplahopp, während man in Bremen beim Spiel noch trödeln darf

Von TM

Die Kunst, das Spiel, der Mensch. Was in sich ein schöner Dreiklang wäre, wenn man nur die Muße hätte. Aber wir hasten durch unser Leben: 40 Bilder, so schnell wie möglich, denn wir haben ja nicht ewig Zeit. Genauer sogar nur den heutigen Freitag und morgigen Samstag (jeweils von 11bis18 Uhr), wenn man die 40 Werke des Pop-Artisten Andy Warhol betrachten will, die gerade in Hamburg gastieren.

Unter anderem sind das die „German Monuments“, die in der Kunstgeschichte nicht gerade eine breite Spur hinterlassen haben. Was aber wieder egal ist, weil sie wie alle Warhol-Werke das Warhol-Prinzip zeigen: ein markantes Trademark in kaum retuschierter Form zu reproduzieren. Und das geht mit Campbell-Suppendosen und Marilyn Monroes genauso wie eben mit dem Lübecker Holstentor oder dem Hamburger Michel (Foto), die nun zwei Tage, hopp, hopp, im Kempinski Hotel Atlantic zu sehen sind.

Das Hamburger Hotel übrigens, in dem Udo Lindenberg nicht nur gelegentlich absteigt, sondern sogar seine Wohnung bezogen hat. Was man angesichts des Popart-Sprints vor Ort gleich als förderungswürdiges künstlerisches Langzeitprojekt betrachten möchte. Denn Kunst braucht Zeit. Hoffentlich werden deswegen solche Schnelldurchläufe wie bei Warhol nicht zum neuen Trend in der Kunstbetrachtung.

Lieber hört man von Signalen der Entschleunigung, wie beim Bremer Focke-Museum. Eigentlich hätte die dortige „Legowelt“-Ausstellung nur noch (jetzt aber schnell!) bis zu diesem Sonntag dauern sollen. Nun wurde verlängert. Bis zum 13. März kann man sich jetzt die Zeit lassen und mit Muße darin versenken, wie der dänische Spielwarenhersteller für Generationen die Welt begreifbar gemacht hat.

Und eigentlich sind die bunten Klötzchen mit ihrer Freude an poppigen Farben und den polierten Oberflächen gar nicht so weit entfernt von Warhols Bilderwelt, in dessen Bildsystem die einzelnen Arbeiten ja auch beliebig miteinander kombinierbar sind. Beides – der Legostein und Warhol – ist schließlich eine Erfindung der Fünfziger Jahre.

Wobei Spielen eben eine Sache ist, der sich der Mensch länger widmen sollte. „Er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, wusste Friedrich Schiller (aufgepasst: Schiller-Jahr!) Allerdings meinte der Dichter mit dem Spiel nur wieder die Kunst. TM