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Archiv-Artikel

Farbe bekennen am 1. Mai in Kreuzberg

Bezirksämter und Polizei entwerfen Strategien für einen friedlichen 1. Mai. Das diesjährige Straßenfest in Kreuzberg steht ganz im Zeichen von Bildung, Arbeit und Integration. Zwei linke Demonstrationen sind bereits angemeldet

Alle reden vom 8. Mai und den vielen geplanten Demonstrationen am Brandenburger Tor. Vorher kommt aber der 1. Mai. Auch der will gut vorbreitet sein – vorausgesetzt, die Feierlichkeiten in Kreuzberg sollen nicht zum 18. Mal in Folge in eine Straßenschlacht ausarten. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist deshalb gestern mit den Bezirksbürgermeistern von Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow sowie dem Polizeipräsidenten zusammengekommen, um sich über den Stand der Vorbereitungen informieren zu lassen. Ziel sei, die bewährte Strategie des Vorjahres fortzusetzen um einen möglichst friedvollen 1. Mai hinzubekommen, sagte Körtings Sprecherin auf Nachfrage.

Im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ist man längst in die heiße Phase der Planungen eingetreten. „Farbe bekennen“ lautet das Motto des 1. Mai, der diesmal ganz im Zeichen von „Bildung, Arbeit und Integration“ stehen soll. Was die Zahl der Veranstaltungen und Einbindung von Initiativen, Gewerbetreibenden und Migrantenorganisationen angeht, sei es gelungen, noch mehr Leute als im Vorjahr ins Boot zu holen, freut sich Ines Heuer-Sehlmann, Bezirksamtsmitarbeiterin und Sprecherin des Netzwerks 1. Mai. In der Festmeile zwischen Mariannenplatz, Heinrichplatz, Kottbusser Tor und Oranienplatz seien 18 Standorte für Kultur- und Sportveranstaltungen sowie politische Diskussionen geplant.

Die Demonstrationen der radikalen Linken seien selbstverständlich Teil des Konzeptes, sagt Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS). Für zwei Aufzüge gebe es bereits Anmeldungen. Für Irritationen sorgt, dass einer der beiden Aufzug von 16 Uhr bis 1 Uhr nachts genau im Areal der Festmeile angemeldet worden ist. Sie hoffe mit den Anmeldern einen Kompromiss zu finden, so Reinauer.

Wie aus Sicherheitskreisen verlautet, will die Polizei auch am kommenden 1. Mai am Deeskalationskonzept der „ausgestreckten Hand“ festhalten. Konkret bedeutet das: größtmögliche Zurückhaltung. Möglichst wenig unifomierte Einheiten sollen das Straßenbild stören, um Möchtegern-Randalekids keine unnötige Projektionsfläche zu bieten. Sich entzündende Scharmützel sollen schnellstmöglich unterbunden werden, und zwar von innen nach außen.

Was damit gemeint ist, hat die Polizei 2004 erstmals vorgemacht: Auf Kreuzberger Hinterhöfen im Bereich der Festmeile stationierte Einheiten waren vorgestürmt, hatten Steinwerfer aus der Menge gegriffen und sich dann wieder zurückgezogen. In den Vorjahren waren die Einheiten außerhalb der Festmeile postiert gewesen. Die Folge: Randalierer und unbeteiligte Festbesucher wurden zusammengetrieben – womit die Eskalation vorprogrammiert war.

Abhängen wird der Verlauf des Tages aber nicht zuletzt davon, ob die NPD diesmal am 1. Mai – wegen der geplanten Demonstration am 8. Mai – die Füße stillhält. PLUTONIA PLARRE