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Archiv-Artikel

Nur Erwin will shoppen

Gegen die Bilker Arcaden in Düsseldorf tobt ein Proteststurm, der jetzt auch die Nachbarstädte erreicht hat. Die Stadt will das Einkaufszentrum trotzdem durchdrücken

RUHR taz ■ Joachim Erwin ist nicht zu stoppen: Der CDU-Oberbürgermeister von Düsseldorf will das Projekt Bilker Arcaden trotz aller Widerstände durchdrücken. Dabei finden sich in der Landeshauptstadt und in angrenzenden Kommunen nur Gegner und Gegnerinnen des Projekts am Bilker Bahnhof nahe der Innenstadt. Hier sollen auf 30.000 Quadratmetern Geschäfte entstehen, ein zweigeschossiger Bau mit Glasfronten ist geplant.

Ende der Woche haben sich nun auch die Bürgermeister der umliegenden Städte gegen die Arkaden organisiert. Zehn Rathauschefs aus dem Kreis Mettmann fordern die Bezirksregierung in einem Brief auf, das Projekt zu stoppen. Sie fürchten, KundInnen aus den eigenen Zentren zu verlieren. Das fürchten auch die Düsseldorfer: Mittlerweile fehlt in der Protestfront kaum noch eine gesellschaftliche Gruppe. Die Industrie- und Handelskammer ist gegen Erwins Projekt, der Einzelhändlerverband, SPD, Grüne und PDS und sogar Teile der CDU-Mittelstandsvereinigung kritisieren das geplante Einkaufszentrum. Aufgebracht hat die Gegner vor allem eine offensichtliche Mauschelei: In einem städtischen Gutachten wurde die Verkaufsfläche mit 20.000 Quadratmetern überraschend niedrig angegeben. Der Grund: Entgegen den Bestimmungen des Einzelhandels wurden in dem Gutachten Kassenzonen, Schaufenster und Ausstellungsvitrinen herausgerechnet.

Aller Ungereimtheiten zum Trotz hat die Bezirksregieurng bisher den Kopf in den Sand gesteckt. Dabei gibt ihr das vom Städtebauministerium unterstützte „Einzelhandelskonzept westliches Ruhrgebiet und Düsseldorf“ Recht: In dem Konzept ist seit Juni 2004 vorgesehen, dass große Projekte über 20.000 Quadratmeter mit Nachbarstädten abgesprochen werden müssen. Zuvor hatte eine Studie ergeben, dass zwischen Dortmund und Düsseldorf Projekte mit über 200.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Schublade liegen, eine Größe, die die jetzt schon schwächelnden EinzelhändlerInnen nicht verkraften können. Die Palette reicht vom Ausbau des Centro bis zu großen Projekten wie dem Dortmunder 3do am Bahnhof, dem Multi Casa in Duisburg oder der Weststadt in Essen.

Allerdings plant Erwin einen Alleingang: Bisher wurden die umliegenden Städte nicht an einem Moderationsverfahren beteiligt, ihr Widerstand wird ignoriert. Dabei droht dem CDUler das Schicksal seines SPD-Amtskollgen in Oberhausen: Die Centro-Stadt wurde von den Nachbarn verklagt, den Ausbau-Plan um 30.000 Quadratmeter zurückzunehmen. Im Juni fällt die Entscheidung, ob eine der größten Shopping-Malls in Deutschland weiter wachsen darf. Bis dahin stehen die Bagger still. Joachim Erwin, sonst keine zurückhaltende Natur, hat sich bisher aus dem Protest am Centro herausgehalten. ANNIKA JOERES