: Nordrhein-Westfalen kein Erotic Empire
Das Wirtschaftsministerium schließt die Kasaa GmbH vom Gemeinschaftsstand des Landes auf der Computermesse Cebit aus. Die Firma verdient ihr Geld mit dem Bereitstellen von Technik zum Versenden von Sex-Bildchen und Gestöhne aufs Handy
VON ELMAR KOK
Über dem Cebit-Logo des Gemeinschaftsstandes des Landes NRW thront die Werbung zum Herunterladen von Softcore-Erotik via Mobiltelefon. „Erotic Empire Wallpaper. Die Erotic Empire Girls von gleichnamigen Computerspiel bringt Kaasa solution aufs Handy. Mehr unter eroticempire-game.com“ Was die Firma Kasaa GmbH auf ihrer Homepage bewirbt, ist eine der Dienstleistungen, mit der das Düsseldorfer Unternehmen sein Geld verdient: Sie stellt die Technik bereit, die Jugendlichen ermöglicht, teure SMS-Dienste Dritter in Anspruch zu nehmen, um ihr Handy mit Sex-Bildchen und Klingelton-Gestöhne auszurüsten.
Mit dem vom Land gesponserten Auftritt auf der Computermesse Cebit war es gestern ganz schnell vorbei. Nach Anfrage der taz im Wirtschaftsministerium, warum eine Firma, die Technik für das herunterladen von Sex-Bildchen und erotischen Klingeltönen aus dem Internet auf das Handy bereitstellt, unter dem Banner der Landesregierung auftreten darf, entschloss sich das Ministerium, die Firma auszuladen. Denn schließlich wirbt die Landesregierung in ihrer Cebit-Broschüre, die die Messe begleiten soll, damit, dass auf dem NRW-Firmengemeinschaftsstand „herausragende Produktentwicklungen aus Nordrhein-Westfalen“ den Schwerpunkt des Standes darstellen sollen.
Freilich wollte das Unternehmen auf der Cebit keine Klingeltondownloads und Spielchen vorführen. Statt dessen sollte eine Anwendung namens „SMS-Tracking“ Autohäuser als Kunden gewinnen. Die „herausragende Produktentwicklung“, mit der das Unternehmen NRW präsentieren sollte, ist das Versenden von SMS durch Autohäuser, um ihren Kunden mitzuteilen, wann ihr Auto repariert ist, oder zum TÜV muss. Zudem kann die Software SMS verschicken, wenn der Halter des Autos an den Wechsel von Sommer- oder Winterreifen erinnert werden muss.
Nach Angaben von Nico Kaartinen, Geschäftsführer von Kaasa, sei seine Firma für den Messeauftritt im Wirtschaftsministerium beworben worden. „Soweit ich weiß, hat uns die projekt ruhr dem Wirtschaftsministerium empfohlen“, sagt Kaartinen. Dem widerspricht die projekt ruhr. „Eine Empfehlung von unserem Haus hat es definitiv nicht gegeben“, sagt Jens Geier, Pressesprecher des Unternehmens. „Wir kennen das Unternehmen gar nicht.“
Auch das Wirtschaftsministerium will für die Einladung nicht verantwortlich gewesen sein. „Über die Auswahl der Firmen hat die Staatskanzlei beraten“, sagt Heike Döll-König, Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Für die Zukunft sagt Döll-König zu, von den Ausstellern die sich auf dem NRW-Stand präsentieren wollen, eine Selbsterklärung zu verlangen, die auch die Aktivitäten der Firmen im Internet beschreibe.
Für die Kaasa GmbH hat sich der Traum von einer günstigen Teilnahme an der Cebit für dieses Jahr also zerschlagen. So billig wäre das Unternehmen wohl nie wieder zu einem Cebit-Auftritt gekommen. Denn Kaasa hätte bloß einen Fixbetrag von 3.150 Euro für die Präsentation auf der weltweit größten Computermesse zahlen müssen. Für Einzelaussteller beträgt die Standgebühr ansonsten rund 190 Euro pro Quadratmeter. Ohne das Land, so Kaartinen, mache der Auftritt für sein Unternehmen auf der Cebit keinen Sinn, „das ist ja auch ein teures Pflaster“.
Nicht ganz billig sind auch die Dienstleitungen, mit denen sich Kaasa den Messeauftritt versaut hat. Eine SMS an „Erotic-Empire“ kostet den Mobiltelefonierer 1,99 Euro. Wer sich den teuren Spass leistet, für den vermittelt die Technik von Kaasa beispielsweise den Zugang zum Klingelton „Sklave“. Danach spricht das Mobiltelefon bei jedem Anruf mit dem Benutzer. „Knie nieder, tut‘s weh? Komm, fass doch mal an!“ stöhnt der mobile Begleiter dann.