: Im Zweifel für die Benachteiligten
Er war einer der wenigen Mäzene, die sowohl Kultur als auch Medizin im Blick hatten – und der sich nicht vor Personalkosten fürchtete: Heute trauert Hamburg um den im Alter von 92 Jahren verstorbenen Hubertus Wald
Man mag viele Phänomene dieser Welt kritisch kommentieren und vermuten, dass es dem Spender allein um Ruhm und Ehre ging. Oder gar um schlichte PR. Allein – es existiert ein Unterschied zwischen Sponsoring und Mäzenatentum: Es ist die Idee, einer Sache um ihrer selbst willen zu dienen, die den Mäzen umtreibt.
Hubertus Wald war einer von ihnen, jener fröhliche alte Herr, der am 26. Februar 92-jährig an Herzversagen starb und dem Hamburg heute eine Trauerfeier ausrichtet. Er sah ganz und gar nicht aus wie einer, der nur um des Renommees willen Museumsanbauten finanziert. Nein, bescheiden lächelnd erschien Wald 2004 zur Präsentation des von ihm finanzierten Hubertus-Wald-Forums – eines architektonischen Zwischenglieds, das der Hamburger Kunsthalle das lang entbehrte Ausstellungsareal bescherte.
Und wenn dieser Gebäudeteil auch nach ihm benannt ist, so atmete Walds sonstige Spendertätigkeit doch keineswegs den Geist gönnerhaften Arroganzlertums. Vielmehr scheint Wald, der in den 50ern und 60ern eine Kinokette betrieb und später auf Immobilien umsattelte, das Geldverdienen nicht genügt zu haben. Unbehagen stellte sich ein, weil ihm zuteil wurde, was anderen fehlte. „Er fühlte sich vepflichtet, zu helfen“, sagt Günter Hess, Walds Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer seiner Stiftungen. „Denn er fand, dass es das Leben gut mit ihm gemeint habe.“
So gut jedenfalls, dass er einiges abzugeben bereit war – etwa an das Moskauer Kinderkrankenhaus Nr. 1, dem er 1992 einen Scheck über 600.000 Mark überreichte. Rund 400.000 Euro hat seit 1993 zudem die urologische Abteilung des Uni-Krankenhauses in Hamburg-Eppendorf bekommen. Abteilungsleiter Hartwig Huland hatte Wald vom Nutzen neuester Geräte zur Behandlung von Krebspatienten überzeugt. Doch Wald tat mehr: Mehrere Jahre lang finanzierte er eine Krankenschwester zur psychologischen Betreuung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkrebs. Bei Spendern unbeliebte Fixkosten, vor denen sich Wald nicht fürchtete: „Zwei Personalstellen finanzieren wir im Rahmen unserer Stiftungen“, sagt Hess.
1993 hatte Wald die nach ihm benannte Stiftung gegründet. Sie ist in eine medizinische und eine kulturelle Sparte gegliedert – nicht zufällig Bereiche, in denen Hamburg besonders beflissen spart: Neun Künstlerstipendien hat er drei Jahre finanziert, als die Kulturbehörde knauserte, moderne Kunst sammelte er seit langem. Krönung seines kulturellen Mäzenatentums war das Hubertus-Wald-Forum.
„Er hat mich immer gefragt, ob die Stiftung Geld brauche“, so Hess, „und ich habe immer ja gesagt.“ Was aber nicht heißt, dass Walds Großzügigkeit naiv gewesen sei: „Er war ein angenehmer Verhandlungspartner. Doch sobald er sah, dass etwas schief lief, korrigierte er seine Entscheidung.“ Einen Vertrag habe er allerdings gebrochen: „Wir hatten eine Vereinbarung: dass er 100 Jahre alt wird und wir dann noch einmal neu planen“, sagt Hess. Hubertus Wald ist 92 geworden.
Petra Schellen