: Keine Angst vorm Tod
Die Ausstellung „Erzähl‘ mir was vom Tod“ will neugierigen Kindern und ängstlichen Eltern den Zugang zu einem Tabuthema erschließen
von Anja Humburg
Klemens Kühn kam selbst ins Stottern. „Was passiert, wenn ich sterbe?“, hatte ihn seine Tochter gefragt. Er wußte keine Antwort.
„Viele Eltern kommen in Erklärungsnotstand, wenn jemand in der Familie stirbt und – anders als im Computerspiel – nicht gleich wieder aufsteht“, bestätigt die Museumspädagogin Claudia Lorenz: „Jugendlichkeit und Erfolg sind die Leitlinien unserer Gesellschaft, da passt der Tod nicht hinein.“ Zusammen mit ihrem Kollegen Kühn will sie mit einer Ausstellung einen neuen Zugang zu dem Tabuthema erschließen. Das Ergebnis ist ab heute im Harburger Helms-Museum zu entdecken.
13 Räume laden Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern zu einer interaktiven Reise ins Jenseits ein. „Erzähl‘ mir was vom Tod“ ist eine Ausstellung zum Nachdenken, Spielen, Anfassen und Mitgestalten. Ein Reisepass als Wegweiser gewährt Zugang beispielsweise in das Labor der Unsterblichkeit, in dem ein Trunk für ewiges Leben gemischt und auch getrunken werden kann. Ein Raum zeigt die beeindruckende Fotostrecke „Großvater geht“, in einem anderen, der mit Todesanzeigen tapeziert ist, lädt ein offener Sarg zum Probeliegen und eine fußballförmige Urne zeigt, wie wichtig die letzte Verpackung sein kann. Das Alter von Tieren, Menschen und Pflanzen zu erraten ist Aufgabe in der „Galerie Lebensalter“.
Das Projekt ist eine Kooperation des Berliner Kindermuseums und der Franckeschen Stiftungen zu Halle und wird unterstützt vom Ohlsdorfer Friedhof und dem Großhamburger Bestattungsinstitut (GBI). Seit 2002 tourt die Wanderausstellung durch die Bundesrepublik und lockte bereits 80.000 Besucher an.
„Kinder haben kein verkrampftes Verhältnis zum Tod wie die Großen“, konstatierte Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss bei der gestrigen Vorstellung. Die Ausstellung leiste einen Beitrag, um „konkrete Vorstellungen vom Davor und Danach zu entwickeln“ und besonders den Erwachsenen einen „unbefangeneren Umgang“ mit dem schwierigen Thema zu vermitteln.
„Ich bin mit meinem Sohn zusammen durch die Ausstellung gegangen“, erzählt Weiss. Am Ende des Parcours standen sie vor dem schwarzen Vorhang im Reich des Osiris. „Hast du dich gut vorbereitet? Dann geh durch das Tor ins Jenseits. Vorsicht, es gibt kein Zurück“, steht dort geschrieben. Da sei ihm und seinem Sohn tatsächlich etwas mulmig gewesen, aber anschließend waren beide recht stolz, die Hürde gemeistert zu haben.
Die Ausstellung „Erzähl‘ mir was vom Tod“ ist vom 11. März bis zum 24. Juli im Helms-Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg zu sehen. Infos unter ☎ 428 71 36 09 und www.kindermuseum.fez-wuhlheide.de.