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Archiv-Artikel

Shakespeare, Humorist

Die Bremer Shakespeare Company inszeniert „Was ihr wollt“ – und setzt dabei auf Boulvardeskes und Heiterkeit der anarchischen Art

Von grä

Georg Hensel, großer Theaterkritiker, hat sich knapp aber grundsätzlich zu Shakespeares Komödien geäußert: „ Dem zum Tiefsinn neigenden Leser sei … gesagt: Shakespeare, der größte Dramatiker der Weltliteratur, ist ein Humorist“. Bei der Premiere von „Was ihr wollt“ in der Shakespeare Company war dieser Humor in anarchisch-boulvardesker Form sehr direkt zu spüren. In rasantem Wechsel entfaltete sich das Verwirrspiel um erwiderte und unerfüllte Liebe, begleitet vom Spiel mit der geschlechtlichen Identität. Großartig die Einstiegsszene: Den Bühnenraum durchzieht ein riesiges Cupido-Bild von Caravaggio – Bühne, Regie und Spielfassung: Thomas Weber-Schallauer – hinter dem ein winziges Schiff erscheint, bezeichnenderweise gerade im Schoß des Cupido, aus dem Viola (Susanne Plassmann) und der Kapitän (Christoph Jacobi) gespült werden. Aus der Ferne hört man klagendes Geigenspiel. Doch schon bald schlägt die Stimmung um: Die Verkleidungsszene, in der sich Viola in den Mann Cesario verwandelt, nutzt der Kapitän zu anzüglichen Betrachtungen und schon betritt das närrisch-intrigante Dreigespann die Bühne. Was sich zwischen dem munteren Kammermädchen Maria (Markus Seuß), dem einfältigen Andreas von Bleichwang (Janina Zamini) und dem trunksüchtigen Tobias von Rülps (Christoph Jacobi) abspielt, ist reine Posse. Mal erwartbar, wenn sich die Trauerseufzer in Orgasmus-Schreie steigern, aber meist mitreißend wie der dreistimmige Kanon „Halts Maul, du Depp“ als Variation von „Der Hahn ist tot“ oder die pantomimischen Einlagen der Narren (Markus Seuß und Sandro Costantini), die aus dem bloßen Wechselspiel ihrer Instrumente viel Komisches herauskitzeln. Und Janina Zamani zeigt die Olivia als komische Figur, eine überdrehte Aristokratin, die kieksend die Bühne verlässt.

Die Leichtigkeit, die diese Inszenierung erreicht, hat viel zu tun mit der Neuübersetzung von Rainer Iwersen, die sehr frisch daherkommt. Ausgespart ist nur die angedeutete Schwermut, die im Sich-Verfehlen der Personen angelegt ist. Nur gelegentlich vermittelt sich etwas von dieser Verlorenheit: etwa in der Geste, mit der sich der gescheiterten Hofmeisters Malvolio (Sandro Costantini) Halt suchend übers Haar streicht und in Orsinos (Markus Seuß) Verwirrung über seine Gefühle für Cesario. Das Publikum zeigte sich von den allesamt sehr gut aufgelegten Schauspielern dennoch entzückt und stand zum Beifall sogar auf. grä

Nächste Vorstellung: 13.3.