Finanzloch im Container

HAPAG-LLOYD Die größte deutsche Frachtreederei braucht eine Geldspritze von 1,75 Milliarden Euro, um die Krise der Weltwirtschaft zu überstehen. Hamburg müsste allein 170 Millionen aufbringen

Über eine mögliche Finanzspritze für die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd will Finanzsenator Michael Freytag (CDU) kommende Woche den Haushaltsausschuss der Bürgerschaft auf einer Sondersitzung informieren. Auf einer Gesellschafterversammlung der größten deutschen Containerreederei am Mittwoch hatte der Vorstand die Anteilseigner gebeten, weitere 1,75 Milliarden Euro in das Unternehmen zu pumpen.

SPD-Fraktionschef Michael Neumann lehnt „einen unverbindlichen Plausch“ allerdings ab. Nach den schlechten Erfahrungen der Opposition mit Freytag beim Finanzdesaster der HSH Nordbank „ist unser Vertrauen in diesen Mann dahin. Wir fordern von ihm eine offizielle Unterrichtung in schriftlicher Form.“

Den Vorstellungen zufolge sollten 750 Millionen Euro von den Eigentümern – dem hannoverschen Touristikkonzern Tui und dem Hamburger Konsortium „Albert Ballin“ – aufgebracht werden. Eine Milliarde sei durch neue Banken-Kredite eingeplant. Diese sollen möglichst über Bürgschaften des Bundes abgesichert werden.

Nach diesen Zahlen müsste gemäß den Anteilen an der Reederei Tui 325 Millionen Euro aufbringen und die Hamburger Investoren 425 Millionen Euro. Das Konsortium „Albert Ballin“ hält die Mehrheit an Hapag-Lloyd mit knapp 57 Prozent. Zu ihm gehören die Holding des Schweizer Spediteurs Klaus-Michael Kühne, die HSH Nordbank, die Warburg-Bank, die Versicherungskonzerne Hanse-Merkur und Signal Iduna und die Stadt Hamburg. Auf die Hansestadt entfiele demnach ein Anteil von etwa 170 Millionen Euro.

Hapag-Lloyd steht wegen des schrumpfenden Welthandels und der rückläufigen Containerschifffahrt schwer unter Druck und macht hohe Verluste. Die Traditionsreederei, die weltweit zu den Top Ten gehört, war erst im vergangenen Jahr von dem Hamburger Konsortium mehrheitlich übernommen worden, um einen Verkauf nach Asien zu verhindern. SVEN-MICHAEL VEIT