Schönfließ: Polizist droht Anklage im Herbst

JUSTIZ Staatsanwältin sieht Verdacht des Totschlags an Dennis J. erhärtet. Demonstration am Samstag

Gut sieben Monate nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf den 26-jährigen Dennis J. in Schönfließ (Oberhavel) fordern Freunde des Verstorbenen die noch ungeklärte Rekonstruktion des Tatverlaufs. Am Samstag wollen sie um 20 Uhr mit einer Demonstration vom Hermannplatz zum Kottbusser Tor ziehen.

Der mit Haftbefehlen gesuchte Dennis J. war in der Silvesternacht von drei Zivilfahndern in Schönfließ in einem gestohlenen Jaguar gestellt worden. Nach einem Wortgefecht hatte der Beamte Reinhard R. auf Dennis J. geschossen. Weitere Schüsse fielen, als das Opfer mit dem Auto fliehen wollte. Dennis J. erlag darauf seinen Verletzungen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Neuruppin laufen nun auf eine Anklage gegen den Polizisten hinaus. Laut Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper liegen seit dieser Woche alle Gutachten zum Tatverlauf vor. Darunter befinden sich auch die Einschätzungen des LKA, das die Tat zweimal aufwendig rekonstruiert hatte. „Der Verdacht des Totschlags hat sich als wahrscheinlichster Tatverlauf bestätigt“, so Lodenkämper. Dennis sei demnach durch einen Nahschuss in der Brust gestorben. Als entlastend wird gewertet, dass sechs der acht Schüsse einen „Defensiv-Charakter“ hatten.

Der Beschuldigte könne nun Stellung zu den Gutachten nehmen. Lodenkämper rechnet „nicht vor September“ mit dem Abschluss der Ermittlungen. Dann könnte es zur Anklage kommen. Der 35-Jährige ist seit Januar vom Dienst suspendiert. Die Ermittlungen gegen dessen beide Kollegen zum Versuch der Strafvereitelung im Amt dauerten an, so Lodenkämper. KO