Von Inge Meysel bis Christian Klar

Die Jungdemokraten können auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. 1919 gegründet, war der pazifistisch geprägte Verband in der Weimarer Republik die Jugendorganisation der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Eine ihrer damaligen Mitglieder war die im vergangenen Jahr verstorbene Schauspielerin Inge Meysel. Während des Nationalsozialismus aufgelöst, wurden die Jungdemokraten nach der Befreiung Jugendorganisation der neugegründeten FDP. Erster Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen war der nationalliberale spätere FDP-Chef Erich Mende. Im Zuge der APO Ende der 60er Jahre entwickelte sich der bis dahin lammfromme parteiloyale Verband nach links, was zu zunehmenden Konflikten mit der Mutterpartei führte. Als sich die FDP 1982 im Bund für den Bruch der sozialliberalen Koalition und ein Bündnis mit der Union entschied, beschlossen die Jungdemokraten ihre Trennung von der Partei. Seitdem verstehen sie sich als parteiunabhängige und radikaldemokratische Jugendorganisation. Der Verband, der sich seit seinem Zusammenschluss mit dem aus der DDR-Demokratiebewegung entstandenen „Marxistischen Jugendverband“ „JungdemokratInnen/Junge Linke“ nennt, bewegt sich heute laut Selbstdarstellung „in einem weiten Spektrum von grünalternativen über sozialistischen bis hin zu autonomen oder anarchistischen Kreisen“. Auch diejenigen, die einst über die Jungdemokraten politisch sozialisiert wurden, bilden heute übrigens ein breites Spektrum: Zu ihnen gehören die beiden NRW-Altliberalen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch ebenso wie der sozialdemokratische EU-Kommissar Günter Verheugen und die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sowie Jürgen Reents, der Chefredakteur des „Neuen Deutschland“, und auch der seit über zwanzig Jahren inhaftierte frühere RAF-Terrorist Christian Klar. PAB