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Archiv-Artikel

Dicke Kinder sollen Pyramiden basteln

Übergewicht ist eine Volkskrankheit. Eine Neuauflage der Ernährungspyramide soll Essen jetzt einfacher machen

BERLIN taz ■ Verbraucher sollen ausgewogener essen. Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Bündnis90/Grüne) und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Peter Stehle, haben dafür gestern eine neue Essensstrategie vorgestellt. Das Prinzip: die Ernährungspyramide neu aufgelegt.

Was viel gegessen werden darf, steht unten. Oben kommt das, was im Essensplan die Ausnahme bleiben sollte. Das ist vielen längst bekannt. Neu ist nun: Die Pyramide wird dreidimensional. Als mannshohes Modell steht sie derzeit im Verbraucherministerium. Ab sofort gibt es auch einen Pyramiden-Bastelbogen für die Schule und als virtuell drehbare Version im Internet. So sollen Kinder und Jugendliche animiert werden, über ihre Ernährung nachzudenken.

Denn: Der Lebensstil vieler wird unsteter, das Essen damit schneller und beiläufiger. Das führt zum Trendprodukt Fertigessen, und das wiederum trägt zum zunehmenden Übergewicht bei. Die DGE spricht von einer „Fettsucht“-Epidemie, besonders bei Kindern. Und aus diesen werden meist dicke Erwachsene. Es fängt schon mit dem Frühstück an: So enthalten Schokomüsli oder sonstige Zerealien aus dem Supermarkt zwar Körner, aber auch reichlich Zucker. Daher sieht die Lebensmittelpyramide sie ungefähr im orangefarbenen, oberen Bereich. Das heißt: Vorsicht, hiervon besser nicht zu viel essen. Das selbst gemixte Müsli dagegen könnte aus Getreide und Obst bestehen, beides Lebensmittel, die im grünen Bereich zu finden sind. Auf „eine kleine Revolution an den Frühstückstischen“ hofft Verbraucherministerin Künast.

Auch die Schulen spielten eine große Rolle. „Wer nur Limo oder Erdnüsse am Snackautomaten anbietet“, so Künast, „muss sich nicht wundern, wenn die Kinder zunehmen.“ Studien aus Großbritannien hätten zudem Folgendes gezeigt: Je geringer die Bildung, desto häufiger der Griff zur süßen Limo.

Erstmals gibt es deshalb nun auch Getränke auf der Ernährungspyramide. „Wer täglich zwei Liter Limonade trinkt, hat schnell die Hälfte seines Kalorienbedarfs zusammen“, sagte Künast. Der könne eigentlich schon um halb zwölf mit dem Essen aufhören. SVENJA BERGT

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