Ein Herz für Trucker

WIRTSCHAFTSKRISE Scholz sei Dank: Lastwagenfahrer brauchen sich nicht mehr arbeitslos melden

Dass die Lasterfahrer viele Überstunden machen müssen, fiel unter den Tisch

Auch für Lastwagenfahrer soll es sich lohnen, Kurzarbeit zu beantragen. Auf eine entsprechende Neuregelung haben sich Arbeitsministerium, Gewerkschaften und Unternehmensvertreter geeinigt, nachdem sich der Betriebsratsvorsitzende einer Hamburger Transportfirma an Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) gewandt hatte (taz berichtete).

Das Kraftfahrgewerbe ist von der Wirtschaftskrise besonders gebeutelt, rechnet aber damit, dass nach der Krise wieder Fahrer fehlen werden. Die Trucker in Kurzarbeit zu schicken, um sie im Betrieb zu halten, wäre daher das gebotene Mittel. Doch für die Fahrer war es attraktiver, sich ganz arbeitslos zu melden. Viele erhielten mehr Arbeitslosen- als Kurzarbeitergeld.

Das lag daran, dass das Kurzarbeitergeld anders als das Arbeitslosengeld auf Basis der tariflich vereinbarten Arbeitszeit berechnet wurde. Dass die Lasterfahrer wegen ihres niedrigen Stundenlohns viele Überstunden machen müssen, fiel unter den Tisch.

Nachdem sich der Betriebsratsvorsitzende der Transportfirma, Uwe Steinbüchel, an Arbeitsminister Scholz gewandt hatte, reagierte der zügig: Künftig werde das Kurzarbeitergeld nach dem Durchschnittslohn der letzten drei Monate vor der Kurzarbeit berechnet, teilte das Ministerium jetzt mit. „Ich war sehr überrascht, dass es so schnell geklappt hat“, sagt Steinbüchel.

Auch Kurt-Jürgen Schimmelpfeng vom Verein Hamburger Spediteure lobt die schnelle Reaktion. Zwar hätten die Betriebe im ersten Halbjahr im Schnitt 20 bis 25 Prozent weniger Fracht transportiert; dennoch rate er, kurzarbeiten zu lassen.

Von Januar bis April hätten sich bundesweit 31 Prozent mehr Transportfirmen insolvent gemeldet als im Jahr zuvor, sagt Frank Wylezol vom Hamburger Landesverband Straßengüterverkehr und Logistik. Die Firmen bräuchten dringend Unterstützung, um liquide zu bleiben.

GERNOT KNÖDLER