: Kampf um die Komapatientin
US-Richter lehnt die künstliche Ernährung der Wachkoma-Patientin Terri Schiavo ab. Eltern kündigen Berufung bei der nächsten Instanz an. Schiavo lebt seit Freitag ohne Magensonde
BERLIN taz ■ Die US-amerikanische Wachkoma-Patientin Terri Schiavo lebt weiterhin ohne künstliche Ernährung. Ein Bundesrichter in Florida verweigerte gestern die Entscheidung, Schiavo die lebenserhaltende Ernährungssonde wieder einzusetzen. Nach den medizinischen Prognosen dürfte sie ohne Sonde in spätestens zehn Tagen sterben.
Der Richter Dames D. Whittemore begründete seine Entscheidung damit, die Eltern Terri Schiavos hätten keine rechtlichen Argumente vorgebracht, die eine spätere Entscheidung zu ihren Gunsten wahrscheinlich machten und daher eine einstweilige Anordnung zur Wiedereinsetzung der Sonde begründen könnten. Die Eltern wollen die künstliche Ernährung aufrechterhalten, während Terri Schiavos Ehemann, der offiziell ihr legaler Vertreter ist, seit acht Jahren darum kämpft, die Magensonde der schwer hirngeschädigten Frau zu entfernen.
Die Sonde war am Freitag aufgrund der Entscheidung eines Gerichts in Florida entfernt worden. Am Wochenende hatte die republikanische Mehrheit im US-Kongress im Eilverfahren ein Gesetz durchgebracht, dass eine Revision des Verfahrens vor einem Bundesrichter ermöglicht. Präsident George W. Bush war extra aus dem Urlaub nach Washington zurückgekehrt, um das Gesetz zu unterzeichnen. Daraufhin war dann Richter Whittemore per Zufallsgenerator ausgewählt worden, in dem Verfahren zu entscheiden. Die Anwälte der Eltern haben gestern erklärt, die Entscheidung vor dem Appellationsgericht anzufechten.
Der Ehemann Michael Schiavo argumentierte stets, seine Frau habe ihm gegenüber mehrfach ihren Wunsch geäußert, im Falle eines Komas oder ähnlicher Umstände nicht künstlich am Leben erhalten zu werden. Während die medizinischen Gutachten über Schiavo davon ausgehen, sie könne weder denken noch Emotionen empfinden, berichten die Eltern von Gefühlsäußerungen der Tochter.
Der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, äußerte sich nach Angaben einer Sprecherin „äußerst enttäuscht“ über die Entscheidung. Einer Umfrage zufolge sind rund 60 Prozent der Amerikaner der Meinung, dass Terri Schiavo nicht wieder künstlich ernährt werden soll. PKT
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