piwik no script img

Archiv-Artikel

Nach Hamburg gucken

betr.: „Schnöde grüne Welt“, taz zwei vom 21. 3. 05, „Deutschland sieht schwarz“, „Krieg dem Pöbel“, taz vom 18. 3. 05

Wer wissen will, was uns bei einer Schwarzlandklinik im Bund erwartet, sollte mal nach Hamburg gucken. Auf eine No-Future-Mentalität bei Dingen, die nicht direkt mit Wirtschaftsförderung zu tun haben: Bock auf Umwelt nur, wenn es sich rechnet, keinen Bock auf Investitionen in Bildung, ganz viel Bock auf Kürzung bei sozial Schwachen und Gehandicapten (Schulen werden überwiegend in „deren“ Stadtteilen geschlossen, funktionierende Infrastruktur dort eifrig abgebaut).

Stattdessen schminkt man sich mit teuren Prachtbauten und Events, um Investoren zu bezirzen. Wie hoch dabei gepokert wird, sieht man daran, dass Wahlversprechen in Sachen Opferschutz und Polizistenversorgung gestrichen wurden. Null Bock auf Migranten: Respekt und Anstand sind in der Ausländerbehörde die Ausnahme, stattdessen Menschenrechtsverletzungen und Rechtsbrüche, von der UNO-Flüchtlingskommission angeprangert. Eine Justizpolitik, die kaum ein Experte versteht. Volksentscheide werden ausgehebelt und erschwert. Bekifft und benebelt von der solches beweihräuchernden Springer-Presse (Marktanteil in Hamburg: 80 Prozent – dringend Investoren für die Alternativen gesucht!) ist das vielen (legal, illegal …) scheißegal. Die Unterschichten tragen hier kaum Verantwortung. Wer resozialisiert also die ethisch (wohlstands?-)verwahrlosten Ober- und Mittelschichten? Rot-Grün etwa?

BERND LIEFKE, Hamburg

„Merkel? Soll sie doch. Stoiber? Kann man überleben. Wulff? Den sowieso. Hauptsache, es bewegt einen irgendwas aus der schlechten Laune heraus“, beschreibt Herr Feddersen die Stimmung so links irgendwo.

Für diejenigen, die noch zu jung waren, um es bewusst mitzubekommen: Genauso war die Stimmung in den letzen Jahren unter Helmut Schmidt: Schlimmer kann’s nicht werden – und dann kam Helmut Kohl, für wie viele Jahre? Wer’s nochmals erleben will, lasse sich nicht aufhalten. Das Staunen wird nicht aufhören, was jenseits von Schröder, Fischer, Müntefering und Co. alles möglich ist „in diesem unserem Lande“. WILLIBALD PAPESCH, Gerstetten

Jan Feddersen beobachtet gut. Das rot-grüne „Projekt“ ist tot. Vor allem das Grüne daran. Denn das Rote war nichts Neues. Dass auch Grün müde ist, hat der grüne Verein (dem ich seit 26 Jahren angehöre) nicht nur dem Zeitgeist (so Feddersen), sondern auch sich selbst zuzurechnen.

Vor allem einem: Seit der Agenda 2010 ist Grün als Anhang eines Blaurot unsichtbar geworden. Sozialtechnisch Richtiges (die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe) wurde mit einer Makrobeschimpfung nicht nur der Armen, sondern auch der Mittelschicht, die es nicht in die rot-grüne Ministerialbürokratie geschafft hat, verknüpft. Das ist nicht nur unmoralisch und politisch falsch, sondern auch unklug. Deshalb wird Grün in die Opposition gejagt, Rot darf vielleicht noch mitmischen. Mir ist es egal. Schade eigentlich. MICHAEL OPIELKA, z. Zt. Berkeley, Kalifornien