ausgefallene welten
: Wieso Fußball?

Was hat uns denn die Fußballwoche eigentlich so gebracht?

„Huub Stevens verweigert seit Wochen das klare Bekenntnis zum 1. FC Köln.“

„DFB-Präsident Theo Zwanziger, hat sich indirekt gegen eine Aufstockung der Zweiten Liga als Folge des Wett- und Manipulationsskandals ausgesprochen.“

„Der Soziologe und Buchautor Norbert Seitz warnt die Regierung Schröder davor, sich im Wahl- und WM-Jahr 2006 mit der deutschen Fußballnationalmannschaft zu verbünden.“

„Die Mehrheit der Bundesbürger hat keine WM-Tickets bestellt.“

Schlechte Stimmung im Fußball-Land. Wer hat das verbrochen? Wo fing es an und wo hört es auf? Und wie passt die Meldung da rein, dass wir unser heutiges Pokalspiel der Bochumer Freizeitliga wahrscheinlich kampflos herschenken müssen – mangels Interesse: „Äh Pokal? Hab da Urlaub. Freitags kann ich eh nicht. Ist doch so schönes Wetter. Mein Kind schreit...“

Wie soll in diesem Klima ein unverkrampftes Verhältnis zum ehemaligen Volkssport Nummer Eins gedeihen? „Nicht schon wieder Fußball.“ Ein häufig gehörter Satz auf, sagen wir mal, jeder dritten Redaktionssitzung. Zumindest wenn es um die Planung der Sportseiten geht. „Warum machst du nicht mal was zu Randsportarten, wie zum Beispiel... ähm... tja...“ – eben. Da hilft auch der Verweis auf Ruhrpott, Tradition und 2006 nichts. Fußball ist einfach nicht angesagt, hat keine Lobby, noch nie gehabt.

Und bei uns selbst? Ach Gott, der VfL und die Fortuna. Von Dortmund oder Schalke ganz zu schweigen. Die einen steigen ab, die anderen kommen nicht vorwärts, die nächsten sind Pleite und die letzten vergeigen mal wieder die Meisterschaft. Taugt das wirklich zur Erklärung? Jein! Die Gründe sitzen wahrscheinlich tiefer, ganz unten, irgendwo im finsteren Teil der Fußballer-Seele... zum Beispiel bei den Fans von Rot-Weiß Essen.

1. April: Essen - Dresden

15.000 wollen hin, trotz der allgemeinen Depression. Warum nur? Beide Fan-Gruppierungen neigen tendenziell zur Gewalt. Die Hafenstraße wird daher kurzfristig gesperrt. „Alle Maßnahmen rund um das Spiel dienen ausschließlich der Sicherheit und einem reibungslosen Verlauf“, sagt der RWE. Und wenn doch was daneben geht, kommt das Fan-Projekt ins Spiel: „RWE-Rock für Stimmung statt Randale.“ Wie wär‘s denn einfach mal mit Fußball? HOLGER PAULER