Millionen-Nachschuss fürs Universum

Förderverein Stiftung Universum e.V. fürchtet die Insolvenz. Gibt Bremen nicht Millionen, könnten die Vorstände haften

Bremen taz ■ Bau und Ausstattung des vor Jahren eingeweihten Universum Science Center kommen Bremen höchstwahrscheinlich 2,3 Millionen Euro teurer als bisher angegeben. Das Wirtschaftsressort bestätigte gestern, dass der Förderverein Stiftung Universum e.V., der den walfischförmigen Bau für rund 20 Millionen Euro Staatsgeld errichtet hat, schon damals auf eigene Faust einen zusätzlichen Kredit in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufgenommen hat – für den er jetzt nicht einmal mehr die Zinsen aufbringen kann. Nach dem Willen des Wirtschaftsressorts soll nun das Land die Schulden übernehmen.

Ursprünglich wollte der Verein die Kreditsumme durch Sponsoren-Gelder wieder einspielen. Statt der 1,5 Millionen Euro kamen allerdings ganze 125.000 Euro zusammen. Die Zinsschulden mit eingerechnet habe sich auf diese Weise ein Schuldenberg von 2,3 Millionen Euro angehäuft, von dem der Verein „auf Dauer freigestellt“ werden müsse, sagte Ressortsprecher Klaus-Hubert Fugger. Nach dem Gesetz haften Vereinsvorstände für Schulden ihres Vereins, sofern sie dessen Insolvenz nicht rechtzeitig angemeldet haben. Vereinsvorstand Martin Mehrtens lehnte gestern jede Stellungnahme ab.

Die Übernahme der finanziellen Millionen-Altlast durch Bremen soll nach den Plänen des Wirtschaftsressorts zusammen mit der Freigabe weiterer Investitions-Millionen für das Universum beziehungsweise für den geplanten Erweiterungsbau „Visionarum“ erfolgen. In dem Papier etwa, das das Ressort dem Koalitionsausschuss zum Thema Universum/„Visionarum“ austeilte, firmierte die Altlast unter „Kosten für die Übernahme des Universum Science und Konferenz-Centers“.

Universum-Betreiber Wolfgang Petri hatte angekündigt, das Universum nicht mehr weiter zu betreiben, sollte der Senat nicht 24,6 Millionen Euro für den Bau des „Visionarums“ locker machen. Offenbar um den Druck insbesondere auf die SPD zu erhöhen, machte das Wirtschaftsressort jetzt eine Gegenrechnung auf: Sollte das „Visionarum“ nicht gebaut werden, müsste zumindest das Universum um eine 700 Quadratmeter große Sonderausstellungsfläche sowie zusätzliche Räume für die Betreuung von Schulklassen und einen größeren Wartebereich für BesucherInnen erweitert werden. Dies schlage mit 10 Millionen Euro zu Buche.

Fugger räumte ein, dass es noch keine konkreteren Pläne für eine solche Minimallösung gebe. Die Summe von 7,7 Millionen Euro – plus 2,3 Millionen Euro für die Übernahme der Kreditschulden des Fördervereins – habe man anhand der nötigen Quadratmeteranzahl errechnet. Petri sei dabei „selbstverständlich miteinbezogen worden“. Die Wirtschaftsförderungsausschüsse sollen Mitte des Monats über das Projekt „Visionarum“ entscheiden.

Ob sich Petri auch bei einer reinen Erweiterung des Universums als dessen Betreiber zur Verfügung stehe, wollten gestern weder er selbst noch Fugger sagen. Das von Petri unter Berufung auf seine vertragliche Kündigungsfrist gesetzte Entscheidungs-Ultimatum wies Fugger zurück: „Wir stehen nicht durch vertragliche Dinge von Herrn Petri unter politischem Druck“. sim