: 453-mal Meldepflicht
ATOM Schwedens Staatssekretär informiert sich in Berlin über die Schlampereien von Vattenfall
BERLIN taz | Der Befund verwundert nicht: Ältere Atomkraftwerke sind störanfälliger als ihre Nachfolger. Eine vom Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlichte Statistik über meldepflichtige Ereignisse führen die in den 70er-Jahren gebauten Reaktoren an: Mit 453 meldepflichtigen Ereignissen in 32 Jahren liegt Brunsbüttel vorn, dicht gefolgt von Neckarwestheim I mit 419 Vorfällen. Die hessischen Reaktoren Biblis A und B folgen mit 408 und 399 Pannen auf Platz drei und vier. Einziger Ausreißer ist der zwar erst 1983 in Betrieb gegangene, aber schon damals technisch veraltete Pannenreaktor Krümmel. Er steht mit 313 Störmeldungen an Stelle sechs.
Schwedens Wirtschafts-Staatssekretär Ola Altera reiste am Donnerstag nach Berlin, um sich über das Krisenmanagement des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall und letzte Erkenntnisse zu dessen Pannenreaktor Krümmel zu informieren. Vor dem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Jochen Homann erklärte er: „Leider haben die Ereignisse der letzten Tage dem Vertrauen in das Unternehmen sowohl in Schweden wie in Deutschland geschadet.“
Unterdessen hat die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg die von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegten neuen Sicherheitskriterien für Atommüllendlager kritisiert. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke erklärte, das Regelwerk bedeute, „dass jeder tausendste Anwohner Krebs kriegen darf“. Gabriel hatte am Mittwoch neue Kriterien für ein Endlager vorgestellt, nach denen hochradioaktiver Müll eine Million Jahre sicher verwahrt bleiben muss. NICK REIMER
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