: Kriege erforschen
„Vorbildliche Verbindung von Forschung und Lehre“: In einer Arbeitsgemeinschaft untersuchen Studierende der Uni Hamburg die Kriege und Konflikte der Welt
von Yasemin Ergin
Während im Spiegelbild der Medien der Krieg im Irak langsam zur Nebensache gerät und die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Afghanistan oder andernorts schon längst in Vergessenheit geraten sind, schaut eine Gruppe von Studenten der Uni Hamburg weiterhin genau hin. Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) widmet sich seit fast 30 Jahren der systematischen Erfassung des weltweiten Kriegsgeschehens seit 1945. Neben der umfassenden Darstellung der Hintergründe wird eine regelmäßige Aktualisierung von Kriegsdaten zur Ermittlung von Trends geleistet. Wo einschlägige Medien als Informationsquelle versagen, werden zum Beispiel Internetseiten von Ministerien und Rebellengruppen oder Angaben von vor Ort tätigen Organisationen genutzt.
Gegründet wurde die AKUF 1978 von Professor Klaus-Jürgen Gantzel. Seither wird sie als kombinierte Forschungs- und Lehrveranstaltung am Institut für Politische Wissenschaft (IPW) angeboten. Ein institutionelles Dach bekam die AKUF 1986 mit der Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung (FKRE). Gantzel erhielt 1992 für die „vorbildliche Verbindung von Forschung und Lehre“ den ersten Fischer-Appelt-Preis, der alljährlich von der Universität vergeben wird.
Seit Gantzels Emeritierung leitet Dr. Jens Siegelberg, der schon als Student zu den Kriegsforschern stieß, die Arbeitsgemeinschaft – ehrenamtlich, wie alle Mitarbeiter. Die Uni stellt Räume und eine Basisinfrastruktur zur Verfügung, weitere finanzielle Unterstützung gibt es nicht. Drittmittel für Projekte kamen beispielsweise von der Deutschen Forschungsgesellschaft oder der Stiftung Entwicklung und Frieden.
Ein zentraler Bestandteil der Arbeit sind die regelmäßigen Publikationen. Hauptveröffentlichung ist das jährlich bei Leske + Budrich erscheinende „Kriegsgeschehen“. Die erhobenen Daten und Analysen bilden im deutschen Sprachraum die meistverwendete empirische Grundlage zum Thema Krieg und bewaffneter Konflikt. So finden sich AKUF-Daten beispielsweise in Lexika und werden von diversen Institutionen und Verlagen verwendet.
Die besondere Stärke der AKUF sieht Siegelberg in den sich eröffnenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Studierenden werde die Teilnahme an einem kontinuierlichen Forschungsprozess geboten, zudem die Möglichkeit zu ersten Veröffentlichungen. „Unsere Leute sitzen überall“, so Siegelberg, der „auf Anhieb“ mehrere Institute nennen kann, die von der AKUF mit Nachwuchs gespeist wurden.
Ganz so weit ist Antje Luedemann-Dundua noch nicht. Die Politik-Studentin arbeitet seit 2003 aktiv bei der AKUF mit und schreibt momentan ihre Magisterarbeit über Konflikte im Kaukasus. Wie viele andere Mitglieder auch, hält sie sich regelmäßig in der Forschungsstelle auf und erledigt neben ihrer wissenschaftlichen Recherche allgemeine Verwaltungstätigkeiten. An der Arbeitsgruppe schätze sie die Freiheit, bereits an der Uni über den starren Rahmen von Seminaren hinaus forschen zu können, sowie die breite Unterstützung, die sie hier erfahre.
Die Teilnahme an der AKUF steht nach einem ausführlichen Vorstellungsgespräch grundsätzlich allen Studenten offen. Erwartet werden die Bereitschaft zu langfristiger Mitarbeit sowie die verbindliche Zusage zur Erbringung von Leistungen. Treffen für Neumitglieder ist am 4. April um 10 Uhr in Raum 107, Allendeplatz 1. www.akuf.de