BVG verzichtet auf Ferien

S-BAHN Mit zusätzlichen Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen will die BVG die Ausfälle bei der S-Bahn abmildern. Die CDU fordert höhere Entschädigung der Fahrgäste, die Grünen den Kopf der Verkehrssenatorin

„Die Fahrgäste der S-Bahn werden für ihr Geld kaum noch eine Leistung erhalten“

CDU-CHEF FRANK HENKEL

VON SEBASTIAN HEISER

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sollen den weitgehenden Ausfall der S-Bahn etwas abmildern. Das Unternehmen werde zusätzliche Fahrzeuge einsetzen, sagte die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), am Freitag nach einem Treffen mit der Deutschen Bahn, der BVG, der S-Bahn und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Wegen zusätzlichen Sicherheitsprüfungen an S-Bahn-Wagen, die das Eisenbahnbundesamt am Donnerstag angeordnet hatte, fährt ab Montag nur noch ein Drittel der S-Bahn-Flotte. Daher wird der Verkehr unter anderem auf der Stadtbahn zwischen Zoo und Ostbahnhof sowie zum Flughafen Schönefeld komplett eingestellt – insgesamt 19 Bahnhöfe werden nicht mehr angefahren (siehe Kasten).

Die BVG will ihren Fahrplan nicht – wie für die Ferien geplant – ausdünnen, sondern aufstocken. Alle verfügbaren Fahrzeuge sollen auf die Straße und Schiene. Die U-Bahn soll tagsüber im 5-Minuten-Takt fahren. Es sollen auch mehr Busse und Straßenbahnen als üblich fahren. Dies betrifft insbesondere die X- und M-Linien. Zwischen Grünau und dem Flughafen Schönefeld sollen Ersatzbusse fahren. Die S-Bahn will ihre Fahrgäste am Montag auch über eine Extraausgabe der Kundenzeitung punkt3 informieren. Ein Krisenstab aus Vertretern der Verkehrsunternehmen und des Verkehrsverbundes soll das Angebot täglich überprüfen und anpassen.

Auch die Konkurrenz hilft aus: Die Niederbarnimer Eisenbahn will von montags bis freitags morgens und abends jeweils drei zusätzliche Züge der Heidekrautbahn von und nach Berlin-Gesundbrunnen einsetzen.

Junge-Reyer hofft, das Engagement der Bahn werde dazu führen, die Situation zu verbessern. „Ein Konzern, der weltweit im Geschäft mit der Mobilität führend sein will, sollte in der Lage sein, diese Mobilität in der deutschen Hauptstadt zu gewährleisten.“ Die Einschränkungen träfen die Stadt ins Mark. Nach ihren Angaben wird die S-Bahn Berlin GmbH die zusätzlichen Verkehrsleistungen direkt bei der BVG und anderen Verkehrsunternehmen bestellen und bezahlen.

Der Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU, Frank Henkel, forderte eine höhere Entschädigung für die Fahrgäste der S-Bahn. Die sollen zwei Monate lang frei fahren dürfen statt einen Monat: „Fakt ist, die Fahrgäste der S-Bahn werden bis Ende des Jahres mit erheblichen Einschränkungen leben müssen und für ihr Geld kaum noch eine Leistung erhalten.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Franziska Eichstädt-Bohlig und Volker Ratzmann forderten in einer gemeinsamen Erklärung den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf, „die vom S-Bahn-Chaos offenbar völlig überforderte Senatorin Junge-Reyer zu entlassen“.