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Archiv-Artikel

Predigt bringt Protest zurück

IRAN Nach einer Rede des früheren Staatschefs Rafsandschani wagen sich Zehntausende wieder auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren

TEHERAN afp/dpa/ap | Erstmals seit Wochen ist es im Iran wieder zu Massenprotesten hunderttausender Oppositioneller gegen die Regierung gekommen. Anlass war das Freitagsgebet in der Teheraner Universität, bei dem der frühere Staatschef Haschemi Rafsandschani sich erstmals seit der umstrittenen Präsidentenwahl öffentlich äußerte.

Vor der Universität skandierten zahlreiche Demonstranten, an die Adresse von Präsident Mahmud Ahamdinedschads gewandt: „Tod dem Diktator!“ oder. „Ahmadinedschad, tritt zurück!“ Die Polizei setzte nach Angaben von Augenzeugen massiv Tränengas gegen die Oppositionellen vor der Universität ein. Mehrere Demonstranten seien dort festgenommen worden. In anderen Berichten war sogar von Straßenkämpfen nahe der Universität die Rede. Bei den Kundgebungen weiter entfernt von der Universität griff die Polizei demnach nicht ein. Entlang der großen Kargar-Straße trugen hunderte Demonstranten ein riesiges grünes Tuch als Zeichen ihrer Unterstützung für den bei der Präsidentenwahl vom Juni offiziell unterlegene Kandidat Mir Hossein Mussawi.

In seiner Rede forderte Rafsandschani die Freilassung inhaftierter Oppositioneller. Sie im Gefängnis festzuhalten sei „nicht nötig“ sagte der jetzige Vorsitzende des Expertenrats, der zumindest theoretisch das Recht hat, den obersten geistlichen Führer, Ajatolla Ali Chamenei, abzusetzen. „Eine große Zahl vernünftiger Menschen“ habe ihre Zweifel an der Wiederwahl von Ahmadinedschad geäußert, sagte Rafsandschani in seiner von den iranischen Medien übertragen Predigt weiter. Die Regierung des Landes müsse sich deshalb dafür einsetzen, auf diese Zweifel zu antworten. Er bezeichnete die Lage im Iran zudem als politische „Krise“. Der Wächterrat habe eine Chance gehabt, die Menschen zu einen und ihr Vertrauen zurückzugewinnen, sagte Rafsandschani. Die Chance sei aber „nicht richtig wahrgenommen“ worden.

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