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Archiv-Artikel

Verdammt und schon gerettet

Glaubenskrieg im „Forum Hostie“: Im Internet liefern sich Modernisten und Traditionalisten die derzeit heftigste Kirchentags-Kontroverse – weil dort die Macher des Glaubens-Events in Hannover zeigen, was sie nicht zeigen

Von bes

Widersprüche muss man aushalten können. Die heftigste Kontroverse zum Kirchentag, der am 25. Mai in Hannover beginnt, findet momentan im Internet statt – natürlich auf www.kirchentag.de. Nicht im Gästebuch, wo Möchtegern-Propheten und Befürworter messianischer Gruppen ihre Meinungen ausbreiten. Sondern im massenhaft frequentierten „Forum Hostie“.

Mit einiger Erbitterung wird dort über ein Werbemotiv für die so genannte „Quartierkampagne“ gestritten. Das von der Agentur Jung von Matt designte Plakat sei für anstößig befunden und abgelehnt worden, informierten die Kirchentags-Verantwortlichen. Womit sie so ganz falsch nicht gelegen haben können: Das Motiv provoziere und verletze, beschwert sich ein Nutzer, ein anderer wittert in der Darstellung einer offensichtlich übernächtigten jungen Frau, der ein älterer Herr ein rundes Brotscheibchen reicht, „einen Angriff auf den Kern des Evangeliums“. Ein weiterer gibt sich resignativ: „was will man von einer Kirche erwarten, die Homosexuelle segnet (widerspricht der Bibel!!)...“

Aber es gibt auch gegenläufige Meinungen: „Das Bild“, heißt es in einem Eintrag, „ist doch Pipifax gemessen an der Einladung von Jürgen Fliege.“ Und mit Michael Buttgereit hat sich sogar ein direkter Von Matt-Konkurrent zum Thema geäußert: Der Inhaber einer PR-Agentur, zu deren Kunden die Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste und die Evangelische Kirche Westfalens zählen, huldigt den Hamburger Kollegen: Er sei „von dieser Idee so angetan“, weil sie in der Darstellung „gerade nicht platt und verunglimpfend ist“.

Bemerkenswerter als die Inhalte der Diskussion ist natürlich, dass sie stattfindet. Denn normalerweise finden abgelehnte PR-Trailer und Plakate nicht den Weg in die Öffentlichkeit. Sie verschwinden in den Schubladen oder werden direkt entsorgt. Was Verschwendung wäre. Also recycelt man das Plakat und zeigt es im Netz. Ein wenig zweckentfremdet zwar, denn es wirbt hier nicht dafür, Kirchentagsbesuchern ein Bett zu stiften. Stattdessen vermittelt es das Vertrauen erweckende Image einer weltoffenen Kirche, deren entschiedenes „Nein, Nein“ zur Publikation auch ein gottgefälliges kleines „Ja“ sein kann. Ohne dass es den Gegnern des Motivs auffiele: „Gut“, befindet ein Kritiker im „Forum Hostie“, „dass dieses Plakat nicht verwendet wurde.“ Wie man sich täuschen kann. bes