: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Regisseur Jörg Lukas Matthaei versteht den Begriff Inszenierung als Sichtbarmachung von Realitäten mit den Mitteln des Theaters. Dabei sind es insbesonders imaginäre Achsen des Sozialen, Historischen und Architektonischen, die ihn interessieren und die seine Arbeiten aufspüren beziehungsweise aufspüren lassen. Denn es ist der geleitete Zuschauer, der diese Achsen entdecken muss. Die Arbeiten, die seit 2000 unter dem Label „Matthaei und Konsorten“ meist in Köln oder dem Rheinland entstehen, sind Stadtspaziergänge, soziale Plastiken und Installationen. Jetzt hat Matthaei mit dem Theater Thikwa sein neuestes Projekt für Berlin aufbereitet: „Missing Link“, in dem Menschen zu geheimen Treffpunkten in der Stadt gebeten werden, von wo aus sie auf Expedition gehen und eine Evolutionsguerilla sie mit ihren Erkenntnissen konfrontiert: ein Trip durch die Unterwelt auch unserer alltäglichen Wahrnehmung und die Defizite der Evolution. Im Club der polnischen Versager widmet man sich seit 2001 dem deutsch-polnischen Kulturaustausch. Wobei die Sache mit den polnischen Versagern natürlich auf ein historisches Polenbild anspielt, was inzwischen, wo die polnische Hauptstadt Warschau die Boomtown des Kontinents ist und im Begriff ist zu werden, was Berlin so gerne werden wollte: ostwestliche Drehscheibe nämlich, vielleicht revisionsbedürftig ist. Aber vielleicht auch nicht, was man am Samstag anhand der sehr beliebten „Adam Gusowski und Piotr Mordel Leutnant-Show“ selbst überprüfen kann: eine kleine Revue in deutscher Sprache, die mit polnischem Humor deutsch-polnische Vorurteile ventiliert. Vor der hübschen Kulisse des Jagdschlosses Grunewald bringt das Sommertheater Poetenpack, das in diesem Jahr sein Zehnjähriges feiert, Kleists luzides Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ zur Ansicht.
■ Missing Link: Anmeldung zwei Tage vorab unter ☎ 6 95 05 09 24
■ A. Gusowski und P. Mordel Leutnant-Show: Polnische Versager, Sa.
■ „Der zerbrochene Krug“: Jagdschloss Grunewald, Sa., So. 18 Uhr