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Archiv-Artikel

Eine Aufstellung ist kein Spiel

betr.: „Sauber aufgestellt“, „Instanttherapie“, taz Magazin vom 3. 4. 05

1. Das Verfahren der Aufstellung wurde nicht von Bert Hellinger erfunden. Es hat verschiedene Wurzeln, u. a. eine bei der „Grande Dame“ der Familientherapie, Virginia Satir.

2. Eine Aufstellung ist kein Spiel, schon gar kein „Kinder“-Spiel. Infolgedessen gibt es weder ein Drehbuch noch einen Regisseur noch Rollen. Leider wird der Begriff der „Rolle“ auch von namhaften Vertretern des Aufstellungsverfahrens gebraucht – eine grobe Vernachlässigung exakten Sprachverhaltens!

3. Weitere Fehlentwicklungen und Versäumnisse in der Genese der Systemaufstellung werden zurzeit aufgearbeitet. Die Diskussion der Nachfolge Bert Hellingers wird – endlich konstruktiv – geführt, der Disput zwischen Systemikern und Vertretern des phänomenologischen Ansatzes erweist sich als sehr fruchtbar. Es geht um den sorgsamen Umgang mit Hellingers Erbe (und dessen Vorfahren) – und um die längst fällige Qualitätssicherung eines hochwirksamen Verfahrens. Die Internationale Arbeitsgemeinschaft systemische Lösungen nach Bert Hellinger e.V. (IAG) formiert sich neu, die sog. Aufstellerliste wird überarbeitet, strukturiert und differenziert und diejenigen, die dort als AufstellerInnen eingetragen sind bzw. werden, sind verbindlichen Kriterien verpflichtet.

4. Respekt gegenüber dem Menschen sollte die Grundhaltung eines jeden Beraters, Therapeuten oder Supervisors in Verbindung mit weiteren Basiskompetenzen sein, unabhängig davon, mit welchen methodischen Verfahren Klienten begleitet und unterstützt werden. Doch dem kaum noch zu überschauenden (Über-)Angebot des „Psycho“-Marktes entspricht die Entwicklung einer Szene, in der undifferenziert angeboten und konsumiert wird: „Therapie“-„Shopping“ entspricht „Therapie“-Selling. Hier ist jedes (vermeintlich) neue Verfahren besonders gefährdet (vgl. die Geschichte des NLP).

5. Verhalten sich Therapeut bzw. Berater auf der einen und KlientIn auf der anderen Seite gleichermaßen (eigen-)verantwortlich, ist eine Aufstellung ein ökonomisches, ziel- und lösungsorientiertes, sehr kraftvolles und wirksames Verfahren in Therapie, Beratung, Supervision etc., das neben der intrapersonalen und interpersonellen Ebene auch die transpersonale/spirituelle Ebene erfasst.

KARIN ZUMFELDE, Gestalt- und systemische

Familientherapeutin und Supervisorin, Herdecke