: Kredite gefährden Naturerbe
Umweltschützer kritisieren die WestLB wegen eines Kredites an den russischen Öl-Multi Lukoil. Das Geld soll für die Gefährdung des Weltnaturerbes der Kurischen Nehrung mit verantwortlich sein
AUS DÜSSELDORFELMAR KOK
Die WestLB steht erneut wegen ihrer Kreditvergabe in der Kritik. Gestern kritisierten Umweltorganisationen in Düsseldorf die Bank, an der das Land beteiligt ist, für Kredite an den russischen Ölförderer Lukoil. Der Konzern will in der Ostsee, nahe am Weltnaturerbe Kurische Nehrung, eine Ölförderplattform bauen. Die Umweltorganisationen Südwind, Urgewald, die russische Organisation Ecodefense und die litauische Organisation Atgaja Community wollen das Projekt verhindern.
Die WestLB ist innerhalb eines Bankenkonsortiums, an dem weitere deutsche Banken beteiligt sind, Kreditgeber für den russischen Ölkonzern Lukoil. Lukoil will vor dem Nationalpark der Kurischen Nehrung, eine 98 Kilometer lange, dem Festland von Russland und Litauen vorgelagerte Sanddünen-Naturlandschaft, demnächst pro Jahr rund 600.000 Tonnen Öl fördern. Die Umweltorganisationen kritisieren, dass sich die WestLB für die Verwendung ihres Kredites nie interessiert hat. Die Umweltaktivisten wollen bis zum 16. April in Gesprächen mit den deutschen Banken des Konsortiums erreichen, dass es zumindest einen Plan für den Katastrophenschutz für das Gebiet gibt, der diesen Namen verdient. „Die Pläne, die Lukoil bisher vorgelegt hat, nehmen unrealistische Bedingungen für einen Katastrophenfall an“, sagt Alexandra Koroleva von Ecodefense. Der Notfallplan rechne mit „gutem Wetter, seichter See und kaum Wind“, sagt sie.
Die WestLB hat zwar mittlerweile die so genannten „Equator Principles“, mit denen Umwelt- und Sozialstandards bei Projektfinanzierungen gesichert werden sollen, unterschrieben. Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald, sagt aber, „die neue WestLB ist immer noch die alte“. Die Prinzipien würden bei der normalen Kreditvergabe an Firmen unterlaufen, sagt Schücking. „Projektfinanzierungen sind nur ein kleiner Teil des Bankengeschäfts“, sagt sie. Immerhin hätten sich Vertreter der Bank zu Gesprächen bereit erklärt, „das wäre vor drei Jahren anders gewesen“, so Schücking.
Hans Albers, Sprecher der WestLB, ließ sich die Pressekonferenz der NGOs im Düsseldorfer Landtag gestern nicht entgehen.Er sagte anschließend, für die Banken sei es schwierig abzuschätzen, was mit ihrem Geld geschehe. Zudem sei die Finanzierung von Ölexporten für alle Banken ein Geschäft, aus dem man sich nicht einfach zurückziehen könne. Letztlich funktioniere eine wirksame Kontrolle der Banken nur dann, wenn es für alle Finanzinstitute gleiche, verbindliche Standards gebe. „Daran arbeiten wir im Zusammenhang mit den Equator Principles“, sagt Albers, nachdem er sich die Anschuldigungen angehört hatte.
Dass die Umweltschützer mit ihrer Kampagne gegen die Ausbeutung des Ölfeldes bessere Chancen hätten, gerade weil deutsche Banken Lukoil Kredite gegeben haben, glaubt der Litauer Linas Vainius von der Atgaja Community nicht. „Sie sehen ja, das Geld fließt in jedem Fall“, sagt er. Die Banken müssten den Schutz des Weltnaturerbes respektieren, fordert er. „So wie sich Öl und Wasser nicht vermischen, so darf sich auch die Ölförderung nicht mit dem Weltnaturerbe mischen lassen“, sagt er. „Stellen Sie sich vor, in Deutschland würde der Schwarzwald abgeholzt, um da Fabriken zu bauen, das wäre ungefähr vergleichbar“, so Vainius. Und Schücking hat für die Verantwortlichen in den Banken auch noch einen Tipp, wie man sich schnell Überblick über den potenziellen zukünftigen Schuldner machen könne: „Sie hätten ja schnell mal den Begriff ‚Lukoil‘ googlen können. Dann hätten sie gewusst was läuft. Aber sie stellen sich solche Fragen ja nicht.“