Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Schrabschrabschrab, schrabschrabschrab, schrabschrabschrab … seit vier Tagen brummt mir der Schädel von den ewigen Hubschraubereinsätzen über der Stadt. Gründe sind trotz eifrigem Austauschs in Internetforen nicht immer auszumachen. Schon sehe ich mich spießbürgerlich mit den Behörden zumindest über eine Mittagsruhe verhandeln. Billig sind die Einsätze bestimmt auch nicht. Und, wer zahlt die: icke. Schweinerei! Da ist es dann fast eine Erholung, die von Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla zu einer riesigen Empfangshalle umgestaltete Temporäre Kunsthalle zu besuchen, in der einem gleich eine ganze Reihe Menschen auf der Nase rumtanzen. Auf der für die Intervention „Compass“ auf nicht mal drei Meter runtergelassenen Decke toben sich seit dem 10. Juli unsichtbar TänzerInnen aus. Nur das hin und wieder an die rappelnde S-Bahn, die ansonsten ja den zügigen Verkehr eingestellt hat, erinnernde oder das kriechende wie schleifende Tönen lässt assoziative Bilder entstehen. Mit ihrer Leere lädt die Halle ein, den Raum schnellstens zu passieren. Dem sollte man sich allerdings widersetzen. Es lohnt sich! Und man steht früh genug in den Restbildern des Palasts der Republik, die in dem Video „How to Appear Invisible“ im Projektraum gezeigt werden. Hier ist es übrigens ein deutscher Schäferhund, der als letzter Zeuge dem Abriss beiwohnt. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zu Barbara Wien. Dort zeigt Elisabeth Neudörfl Motive aus der 2009 entstandenen Serie E.D.S.A., die die Epifanio de los Santos Avenue in Manila zeigt. Die Straße, die seit den großen Demonstrationen 1986 gegen Ferdinand Marcos zum Symbol des Widerstands geworden ist, scannt Neudörfl in Sekundenabständen mit ihrer Kamera ab. Ein tolles Geschwindigkeitserlebnis, in dem man die Bewegung des urbanen Lebens wie der Geschichte ruckartig miterlebt.

■ Allora & Caldazilla: Compass, bis 6. September, tgl. 11–18, Sa bis 12 Uhr, Temporäre Kunsthalle, Schlossplatz Elisabeth Neudörfl: Von der Straße, bis 5. September, Di–Fr 13–18, Sa 12–18 Uhr, Barbara Wien, Linienstr. 158