: Arabische Liga zieht Bilanz
SYRIEN Ein Bericht der Beobachtermission beklagt anhaltende Gewalt. Sie will den Einsatz aber fortsetzen. Zahlreiche Tote bei Gefechten und einem Angriff auf einen Sitzstreik
KAIRO/BEIRUT dpa/dapd | Die Arabische Liga hat mit Beratungen über ihr weiteres Vorgehen in Syrien begonnen. Der zuständige Ausschuss unter der Leitung Katars kam am Sonntagnachmittag in Kairo zusammen. Der Chef der Beobachtermission, der umstrittene sudanesische General Mohammed Ahmed Mustafa al-Dabi, werde Fotos, Karten und weitere Unterlagen vorlegen, um der Organisation ein Bild von der Lage in Syrien zu geben, sagte der stellvertretende Generalsekretär Ahmed bin Helli.
Wie der arabische Nachrichtensender al-Dschasira berichtete, kommt die Liga in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass es ihr in zwei Wochen nicht gelungen sei, der Gewalt in Syrien ein Ende zu setzen. Ziel des Treffens ist eine Zwischenbilanz der Beobachtermission.
Wie al-Dschasira weiter berichtete, werde der Regierung in dem Bericht vorgeworfen, ihre Zusagen nicht einzuhalten. So würden die Sicherheitskräfte weiter gewaltsam gegen die Demokratiebewegung vorgehen und politische Gefangene an unbekannten Orten festgehalten. Damaskus hatte der Liga unter anderem ein Ende der Gewalt und die Freilassung aller politischen Gefangenen versprochen.
Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, könnte die Organisation die Vereinten Nationen um technische Unterstützung bei der Beobachtermission bitten. Es gehe dabei um Ausrüstungsgegenstände, die den Beobachtern die Arbeit erleichterten, hieß es. Nachgedacht werde auch über Trainingsangebote für Beobachter, die noch keine Erfahrung auf diesem Gebiet haben. Diskutiert werde auch, wie die Beobachter unabhängiger von den syrischen Behörden agieren könnten. Bisher reisten sie immer in Begleitung von Sicherheitskräften des Regimes.
Einen Abbruch des zunächst auf einen Monat befristeten Einsatzes schloss die Liga zuletzt aus. Mit der Ankunft von zehn weiteren Vertretern aus Jordanien am Samstag waren insgesamt 163 Beobachter in Syrien.
Seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Baschar al-Assad Mitte März vergangenen Jahres kamen nach Schätzungen der UNO mehr als 5.000 Personen ums Leben. Die Angaben von Oppositionellen liegen noch höher.
Am Wochenende kam es in Syrien erneut zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Regimegegnern und Regierungstruppen. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden am Sonntag in der südlichen Provinz Daraa elf regimetreue Soldaten von Deserteuren aus der syrischen Armee bei Gefechten getötet und weitere 20 verletzt. Neun Regierungssoldaten seien übergelaufen, hieß es zudem.
In der Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze wurde nach Angaben von Aktivisten am Sonntag der Ort Sarakib unter Beschuss genommen. Dabei seien ein Teilnehmer eines Sitzstreiks durch Granatsplitter getötet und mindestens 20 verletzt worden, sagte der Oppositionelle Ahmad Abdullah aus Idlib der Nachrichtenagentur dpa. Die Demonstranten hätten in Zelten im Stadtzentrum kampiert.