: SPD fordert feinen Zug der S-Bahn
ZUGAUSFÄLLE Verkehrsverbund und SPD verlangen eine höhere Entschädigung für S-Bahn-Kunden. Bisher sollen sie im Dezember umsonst fahren. Wer nur jetzt ein Ticket besitzt, hat davon nichts. Bahn: Wir haben’s gehört
VBB-CHEF FRANZ ZUM FAHRRADVERBOT
VON SEBASTIAN HEISER
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) fordert von der S-Bahn eine höhere Entschädigung für die Kunden. „Da muss die Bahn sich noch bewegen“, sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz am Dienstag. Auch nach Ansicht des parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion, Christian Gaebler, „muss die S-Bahn hier nachbessern“. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist dagegen zurückhaltend. Eine höhere Entschädigung „ist nicht unsere Priorität“, so Maria Krautzberger, Staatssekretärin von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).
Die S-Bahn hatte vor zwei Wochen wegen der vielen Ausfälle eine Entschädigung für die Fahrgäste angeboten. Die Besitzer von Jahres-, Senioren-, Schüler- und Firmenkarten sowie Abo-Inhaber sollen im Dezember kostenlos mit Bussen und Bahnen fahren dürfen – egal ob das Ticket bei der S-Bahn oder der BVG gekauft wurde. Die Details der Abwicklung sind noch nicht bekannt. Die S-Bahn geht davon aus, dass die Entschädigung sie 25 Millionen Euro kostet.
Am Donnerstag hatte das Eisenbahnbundesamt die Sicherheitsauflagen nochmal verschärft. Sie gehen zurück auf einen Radbruch am 1. Mai, als ein Zug in Kaulsdorf entgleiste. Untersuchungen ergaben, dass die Radscheiben und Achsen der von Bombardier hergestellten rund 500 Doppelwagen der Baureihe 481 nicht die erwartete Lebensdauer haben. Die S-Bahn hatte zunächst die daraufhin zugesagten Prüfintervalle nicht eingehalten. Als das Bundesamt das bemerkte, musste die Geschäftsführung der S-Bahn gehen.
Seit Montag ist der Betrieb bei der S-Bahn nochmals eingeschränkt (siehe Kasten). Es fahren nur noch rund 160 Waggonpaare – im normalen Betrieb sind es etwa viermal so viele. Bei stärkeren Einschränkungen müsse es aber auch höhere Entschädigungen für die Fahrgäste geben, fordert auch die CDU: Sie hält zwei Monate Freifahrt für die Besitzer einer Jahres- oder Monatskarte für angemessen.
Bisher will die S-Bahn nur die Kunden entschädigen, die eine Jahreskarte oder ein Abo haben. „Davon sind viele regelmäßige Kunden ausgeschlossen“, sagt VBB-Chef Franz und meint zum Beispiel die Besitzer einer Monatskarte. SPD-Mann Gaebler findet: „Es muss eine einfache Lösung geben für die, die sich im Juli eine Monatskarte gekauft haben.“ Denkbar wäre etwa, dass die Karte dann zu einem späteren Zeitpunkt noch zwei Wochen gilt. Gaebler: „Das wäre angemessen und relativ leicht zu bewerkstelligen.“ Die Deutsche Bahn, zu der die S-Bahn Berlin gehört, reagiert verhalten auf die Forderungen. „Wir nehmen die Hinweise dazu auf“, erklärte ein Sprecher am Dienstag.
Auch das von der S-Bahn verhängte Fahrradverbot stößt auf Kritik. „Die Tarifbestimmungen des VBB sehen das nicht vor“, so VBB-Chef Franz. In dem Text heißt es, Räder würden „über den gesamten Verkehrszeitraum befördert, sofern hierfür ausreichend Platz vorhanden ist“.