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Archiv-Artikel

Nazis ärgern Amerikaner

Im bayerischen Grafenwöhr will die NDP eine Tennishalle zum Nazi-Treff machen.Die Stadt wehrt sich: Denn die amerikanischen Soldaten sollen nicht vergrault werden

MÜNCHEN taz ■ Auf dieses Sommerfest dürfte sich in der nordbayerischen Kleinstadt Grafenwöhr kaum jemand freuen: Unter dem Motto „Nein zu Sklaverei, Geldherrschaft, Besatzung und Imperialismus: Ami go home!“ will die NPD am 2. Juli dieses Jahres zur Einweihung des „Nationalen Zentrums Grafenwöhr“ laden. Das passende Areal haben die Rechten gerade erworben: Vor wenigen Tagen hat der NPD-Bezirksvorsitzende Uwe Meenen für geschätzte 500.000 Euro eine ehemalige Tennishalle gekauft. Seine Partei jubiliert nun per Pressemitteilung, dass Grafenwöhr – laut NPD „in der Mitte des deutschen Reiches“ gelegen – von nun an die „Stadt der Landesparteitage“ sein werde.

Die Stadtverwaltung ist indes entsetzt. Grafenwöhrs Bürgermeister Helmuth Wächter (SPD) kündigte unverzüglich an, „alle juristischen Mittel ausschöpfen“ zu wollen, um die Nutzung der Halle durch die NPD zu verhindern. Abgesehen von der Furcht vor einem beschädigten Image der Stadt ist „Ami go home“ eine Parole, die man gerade hier nicht gebrauchen kann.

Denn den größten Teil der Gemeindefläche nutzt die US-Armee mit einem 190 Quadratkilometer großen Truppenübungsplatz. Insgesamt 4.500 US-Soldaten sind auf Stützpunkten in Grafenwöhr und dem benachbarten Vilseck stationiert. 2.000 Zivilangestellte arbeiten dort, darunter viele Deutsche.

Zudem plant die US-Armee gerade, eine weitere Brigade in die eher strukturschwache Oberpfalz zu verlegen und insgesamt 700 Millionen Euro in den Stützpunkt zu investieren. Dann würden noch einmal 3.500 Soldaten, samt 5.000 Familienangehörigen, in die Region um Grafenwöhr strömen. Wirtschaftlich betrachtet wäre das ein absoluter Glücksfall.

Ein „nationales Zentrum“ der NPD hingegen passt zu solchen Plänen in etwa so gut wie Saddam Hussein ins Weiße Haus. Zwar gibt es von Seiten der USA noch keine Reaktion, doch Bürgermeister Wächter fürchtet, dass sich die Kunde „bis zum Pentagon“ herumspricht. Zumal die NPD bereits ankündigt, die Halle auch „den Freien Kräften, der DVU und den Republikanern“ zur Verfügung stellen zu wollen.

Mit den „Freien Kräften“ sind militante Organisationen vom Schlage der gerade verbotenen „Fränkischen Aktionsfront“ oder der „Kameradschaft Süd“ gemeint, die vom Bayerischen Obersten Landesgericht jüngst als terroristische Vereinigung bewertet wurde. Auch Tennishallen-Käufer Uwe Meenen kam schon mit dem Gesetz in Konflikt: Er wurde wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt.

Erworben hat Meenen die Halle vom Dresdner Geschäftsmann Wolfgang Jürgens, der über die Käufer nur Gutes weiß: „Ich habe da anständige, nette junge Leute kennen gelernt.“ Auch die Auftritte der NPD im sächsischen Landtag findet er vollkommen in Ordnung: „Die legen zumindest nicht wie Joschka Fischer den Schuh auf den Tisch und nennen den Präsident Arschloch.“

Fraglich bleibt aber, wie die NPD die Immobilie für ihre Pläne nutzen kann – denn der Stadtrat hat das Gebiet um die Halle vor wenigen Wochen als Areal für Freizeit, Sport und Erholung ausgewiesen. Die NPD müsste eine Nutzungsänderung beantragen, die man laut Bürgermeister Wächter ablehnen werde. Außerdem prüft die Stadt, ob ihr das Vorkaufsrecht zusteht. JÖRG SCHALLENBERG