RAZIKA IM SCHOKOLADEN
: Das Mädchen Juri

Four smart little girls from Norway

Die vier jungen Mädchen kichern. Sie hatten vier Weißwein bestellt, und ich hab die erste nach Ihrem Personalausweis gefragt. Grund genug für ihre drei Freundinnen, sich über sie lustig zu machen. Die im Durchschnitt Achtzehnjährigen gackern ohne Unterlass, eine möchte meinen Namen wissen, und behauptet dann, Juri sei ein norwegischer Mädchenname, was mir den Rest des Abends versaut und zu weiterem Gelächter führt.

Sie bitten mich, nach Feierabend noch mal an ihren Tisch zu kommen. Als die letzten Lampen des Biergartens ausgehen, ist nur noch ein Tisch besetzt: die Norwegerinnen. Wir rauchen Gras, und die vier brauchen unbedingt jemanden, der sie versorgt. Meinen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, im Weinmeister-Park zu warten, bis sie jemand anspricht, quittieren sie mit dem Satz: „But they will think that we’re four stupid little girls from Norway!“, was zu weiterem Gekicher führt. „No they’ll not“, wirft ein Kollege ein, „you girls could also be from Sweden!“

Doch nun zum wesentlichen und leicht überraschenden Punkt der Geschichte. Die vier sind eine Ska-Punk-Band namens Razika und spielen am heutigen Donnerstag, im Schokoladen.

Razika flehen mich an, zu ihrem Konzert zu kommen (das letzte Mal sei nicht mal die in Berlin weilende Mutter der Sängerin erschienen), sie würden mich sogar in den Backstagebereich bringen, der im Schokoladen wahrscheinlich durch das Klo repräsentiert wird. Desweiteren bräuchten sie noch jemanden, der in einem Song das Tamburin spielt. Wenn ich vorbeikäme, hätte ich den Job sicher, schließlich habe ich ja eh einen norwegischen Mädchennamen. Doch leider muss ich arbeiten, und so gilt: Wer vier kleine, blonde und laut schreiende Norwegerinnen sehen will und außerdem Tamburin spielen kann, der sei heute Abend um neun im Schokoladen. JURI STERNBURG