: Der Schulbuchstreit
Der Schulbuchstreit zwischen China und Japan stammt aus den 80er-Jahren. Damals entdeckten die Chinesen das „Nanking-Massaker“ neu, die wohl schrecklichste Gräueltat japanischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg, bei der nach chinesischen Angaben annähernd 300.000 Menschen während der Plünderung von Nanking ermordet wurden. In der kommunistischen Geschichtsschreibung, die sich auf den von Mao Tsetung gewonnenen Bürgerkrieg konzentriert, hatte das Massaker zuvor keinen Platz gehabt.
Nun aber wurde Japan beschuldigt, das Massaker in seinen Schulbüchern nicht zu erwähnen. Das trug Früchte. Mitte der 90er-Jahre war in keinem japanischen Schulbuch mehr vom „Nanking-Zwischenfall“ die Rede, alle berichteten mehr oder weniger ausführlich über die Verbrechen der Tenno-Armee.
Doch seit dem Amtsantritt von Premierminister Junichiro Koizumi im Jahr 2001 vollzieht sich in Japan ein erneuter Rechtsruck. Vor vier Jahren nannten bereits nur noch sechs von acht zugelassenen Schulbüchern die Opferzahlen von Nanking. Bei den in dieser Woche neu veröffentlichen Schulbüchern ist es nur noch eines von acht, das die Zahl der Nanking-Opfer mit mehr als 200.000 benennt. Ebenso erwähnt nur noch ein Buch die so genannten „comfort women“, die meist aus China oder Korea stammenden Zwangsprostituierten der Tenno-Armee im Zweiten Weltkrieg. GBL