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Archiv-Artikel

Romney siegt, aber ist noch nicht Sieger

US-PRÄSIDENTSCHAFT Im Rennen der Republikanischen Partei gibt es nach New Hampshire einen klaren Favoriten

Das ist New Hampshire

■ Geografie und Demografie: In dem US-Bundesstaat in der nordöstlichen Region Neuengland leben auf einer Fläche von rund 24.000 Quadratkilometern knapp 1.316.500 Einwohner – das entspricht 54 Einwohnern pro Quadratkilometer (zum Vergleich: in Deutschland leben 229 pro Quadratmeter). Im Jahr 2005 waren 96 Prozent der Bevölkerung Weiße. Die restlichen 4 Prozent verteilen sich auf Afroamerikaner, Asiaten, amerikanische Ureinwohner und Latinos. Fast 80 Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum. Getreu dem Staatsmotto „Frei leben oder sterben“ gibt es keine allgemeinen Mehrwert- oder Einkommensteuern.

■ Politik: New Hampshire gilt traditionell als der konservativste Staat Neuenglands und ist eher republikanisch orientiert. Von 1900 bis heute standen nur sechs demokratische Gouverneure an der Spitze des Bundesstaats. 1992 wählte New Hampshire bei der Präsidentschaftswahl zum ersten Mal seit 1964 wieder demokratisch. Seitdem sind der Staat und seine vier Wahlmännerstimmen bis zum Wahltag zwischen Demokraten und Republikanern heiß umkämpft. (taz)

AUS WASHINGTON DOROTHEA HAHN

Mitt Romney ist der Sieger der republikanischen Primaries im nordöstlichen US-Bundesstaat New Hampshire. Er avancierte zum ersten Neu-Bewerber auf das Präsidentenamt, der es geschafft hat, sowohl die Auswahlrunde in Iowa als auch die in New Hampshire zu gewinnen. Doch trotz dieses Erfolges ist die Kandidatenkür bei den Republikanern noch lange nicht entschieden. Denn hinter dem 64-jährigen Unternehmer und ehemaligen Gouverneur von Massachusetts folgen fünf weitere Kandidaten, die sehr viel mehr Energie dafür nutzen, ihren Parteikollegen Romney zu demontieren, als den demokratischen Präsidenten Barack Obama zu kritisieren. Alle haben prall gefüllte Kampagnen-Kassen. Weshalb vorerst niemand aus dem Rennen aussteigen will, das noch durch 48 weitere US-Bundesstaaten gehen wird.

Als zweiter Republikaner hat am Dienstag der texanische Libertäre Ron Paul seine Stärke bei der Basis erneut bewiesen. Nachdem er schon eine Woche zuvor in Iowa den dritten Platz errungen hat, stieg Paul in New Hampshire zur Nummer zwei auf (siehe Text unten).

Symptomatisch für den Zustand der republikanischen Partei ist auch das Abschneiden von Jon Huntsman in New Hampshire. Der moderate Republikaner belegte den dritten Platz. Auch Huntsman verlangt den sofortigen Rückzug aus Afghanistan. In allen anderen Punkten unterscheidet er sich von Ron Paul. Denn Huntsman will die Institutionen des Zentralstaates nicht abschaffen, sondern das „zerstörte Vertrauen“ wieder herstellen.

Nicht aufgeben wollen auch die drei Männer, die in New Hampshire auf den hinteren Plätzen gelandet sind: Der fundamentalistische Katholik Rick Santorum, der in Iowa den zweiten Platz knapp hinter Romney errungen hatte, und Newt Gingrich, der frühere Speaker des Repräsentantenhaus und ehemalige Berater der Immobilienbank Freddie Mac, die mitverantwortlich für die spekulative Blase von 2008 war. In New Hampshire bekamen beide Kandidaten knapp über 11.000 Stimmen. Ihnen folgt der texanische Gouverneur Rick Perry.

Gingrich und Perry haben sich bereits in New Hampshire auf die unternehmerischen Machenschaften von Romney eingeschossen. Perry wirft dem Spitzenmann „Aasgeierkapitalismus“ vor. Gingrich spricht von dessen „räuberischen Geschäftsmethoden“. In einem Film attackiert Gingrichs Kampagne Romney als „skrupellosen Reichen“, der zu der „größten Arbeitsplatzzerstörung seit dem Zweiten Weltkrieg“ beigetragen habe. Als Generaldirektor der privaten Beteiligungsgesellschaft „Bain Capital LLC“ hat Romney Arbeitsplätze in zahlreichen Unternehmen vernichtet. Darunter auch in South Carolina – der nächsten Station, wo am 21. Januar Vorwahlen stattfinden. Zehn Tage später folgt Florida. Umfragen sehen Romney in beiden Staaten als Sieger. Doch South Carolina ist viel konservativer als New Hampshire. Es ist weitgehend gewerkschaftsfrei und fundamentalistische evangelikale Christen bilden dort eine starke Lobby. Sie misstrauen Romney aus religiösen Gründen: Er ist Mormone.