: „Die Tristheit geht vom Menschen aus“
EINSAMKEIT Der österreichische Schauspieler und Regisseur Peter Kern hat mit Rainer Werner Fassbinder ein Haus geteilt und Freddy Mercurys Hintern von Nahem gesehen. Ein Gespräch über gute alte Zeiten, Empörung – und Liebe
■ Der Mensch: Peter Kern wurde 1949 in Wien geboren. Er war bei den Wiener Sängerknaben, besuchte eine Lehrerbildungsanstalt, machte eine kaufmännische Lehre – und nahm dann Schauspielunterricht bei Polly Kügler.
■ Der Schauspieler: Für seine Rollen in „Falsche Bewegung“ (1975) und „Flammende Herzen“ (1978) erhielt Kern jeweils den Deutschen Filmpreis (Filmband in Gold) für die beste männliche Hauptrolle. Er arbeitete unter anderem mit Fassbinder, Wenders, Zadek, Dietl, Schlingensief.
■ Der Regisseur: 1978 gründete er die Luxor-Filmproduktion. 1983 inszenierte er zusammen mit Kurt Raab seinen ersten Spielfilm „Die Insel der blutigen Plantage“ – es folgten viele weitere. Kern ist auch Produzent und Autor.
■ Aktuell: „Mörderschwestern“ (unter anderem mit Helmut Berger) wurde 2011 mit dem Filmpreis der Stadt Hof ausgezeichnet.
■ Info: www.peterkern.net
VON MARTIN REICHERT (INTERVIEW) UND DAVID OLIVEIRA (FOTO)
Der Plan, Peter Kern in seiner Heimat Wien zu treffen – etwas überambitioniert in einer legendären Schwulen-Sauna – scheiterte. Dabei spielt sein „Kino der Verletzten“ oft in „Etablissements“, stets sind es die Randständigen, denen seine künstlerische Aufmerksamkeit gilt. Stricher, Verbrecher – in seinem Werk kommen am Ende alle frei. Aber er will sich in Berlin treffen. Am liebsten in seinem Hotelzimmer. Das Hotel Esplanade ist gediegen – gehoben sogar. Doch Peter Kern braucht keine Kulissen, um er selbst zu sein.
sonntaz: Herr Kern. Menschen in Hotels – sind die einsam?
Peter Kern: Ich fühle mich hier aufgehoben – der Concierge ist nett, wenn ich etwas brauche, man bringt es mir sofort. Ich liebe diese kleinen Details. Wahrscheinlich, weil ich zu Hause so einsam bin. Da ist niemand, der mir etwas bringt. Ich könnte immerzu in Hotels leben – weil ich dort mit so vielen Menschen zusammen bin. Einmal habe ich hier gesagt: Ich hätte so gerne eine Fleischwurst zum Frühstück. Und dann war sie da. Sogar ein Jahr später. Das ist Liebe!
Ich wollte Sie ja in der Wiener Sauna Kaiserbründl treffen. Sie wollten das nicht – fanden Sie das distanzlos?
Überhaupt nicht. Ich wäre eigentlich Stammgast im Kaiserbründl, wenn das Bassin, das es dort gibt, auch zum Schwimmen geeignet wäre. Aber es ist viel zu kalt. Und ich möchte diese dicken hässlichen Wiener nicht auch noch nackt sehen müssen. Ich würde mich auch nicht gerne zeigen, aber ich sehe mich selbst ja nicht. Ich empfinde mich aber auch nicht als so monsterhaft, wie ich für einige erscheine. Das Kaiserbründl, es ist auch keine erotische Offenbarung: Man sieht gleich alles, es ist nichts Verborgenes. Es ist unsinnlich, weil sich alles zeigt, die Erotik ohne Geheimnis, das ist die Sauna.
Es geht um Körperlichkeit.
Bei mir geht es nicht um den Schwanz, sondern immer erst um den Blick in die Augen – aber dann kommt schon der Popo. Ich könnte mir Menschen ohne Schwanz vorstellen. Ich habe eine Phobie vor Schwänzen. Ich bin verführt worden von meinem Onkel, da war ich acht Jahre. Das hat mir großen Spaß gemacht, ich habe davon auch keine Macke bekommen. Nur eine vielleicht: Der Schwanz war so groß, dass er nicht in mein kleines Mäulchen gepasst hat, das hat wehgetan.
Schrecklich.
Seitdem ekelt es mich vor Schwänzen.
Die Idee mit dem Kaiserbründl ist entstanden, weil man Sie in einem Rosa-von-Praunheim-Film über männliche Prostitution im Bade sieht. Sie sprechen freimütig darüber, dass sie Freier sind, für Nähe Geld bezahlen.
Ja, wissen Sie, das macht man für jemanden, den man liebt. Rosa von Praunheim hat das Recht, mich nackt zu sehen. Aber ich stelle mich nicht aus für jemanden, den ich nicht kenne. Aber diese Szene, darauf hatte ich eine unglaubliche Resonanz. Ich habe über 500 Mails bekommen von Menschen, die mich beglückwünscht haben zu meinem Mut. Das hat mich schockiert.
Warum?
Ich dachte, jetzt wird es Zeit, abzutreten: Wo leben wir, wenn es schon Mut braucht, um die Wahrheit zu sagen? Ich bin kein Aufklärer, ich versuche nur über das Leben zu erzählen. Aber die Leute hängen sich an meine Lippen, weil ich über Empfindungen spreche, die wir alle haben und die uns schon längst genommen wurden, weil es verboten ist. In der Empörung erstickt. Wir leben ja in einer Empörungskultur – und mit der Empörung setzt das Denken aus. Eine Tragik. Und damit wird die Angst in uns zugeschüttet.
Angst?
Wir leben in einer Zeit, in der mit Angst operativ in unser Leben eingegriffen wird. Da gab es Herrn Bush mit der Terrorangst, die Weltwirtschaftskrisenangst. Da wird der Einzelne gewürgt, geängstigt, damit er sich zurückzieht in sein Schneckenhaus. Da schaut man nur mal kurz raus und sagt: Wir empören uns! Am Arsch.
War das nicht vor zwanzig, dreißig, vierzig Jahren das gleiche Spiel?
Nein, weil hinter der Empörung immer ein Lebenskonzept steckte. Ich zähle mich ja ein bisschen zu den Achtundsechzigern, obwohl ich da gerade eher auf einer seichten Welle geschwommen bin – bei dem Musical „Hair“ war ich ein bissel deppert: Aquaariusss … Also ein richtiger Kämpfer an der Front war ich nicht. Über den Vietnamkrieg lustig zu singen, das war ja schon eine vom Showbiz zugeschissene Welt.
Das war halt auch Zeitgeist damals.
Spaß gebracht hat das, ja. Da wurde gekifft und gefeiert. Und gefickt! Das ging alles so ineinander, Konflikte, Schreiereien, aber das hat man dann eben gelöst. Und so ist diese Zeit ja auch irgendwie berühmt geworden. Ich war mit LaDonna Gaines zusammen unterwegs und mit einem jungen Mann namens Helmut Sommer. Die haben sich dann verliebt …
… um zum Thema zurückzukommen …
… und daraus wurde: Donna Summer!
Ach echt? Die Disco-Queen?
Wunderbar damals. Nur, was ist aus ihr geworden? Über Nacht machte sie Karriere mit „Love to Love You Baby“. Sie begann ja erst mal in den Schwulenclubs, und dann wurde das eine Rakete. Erst war sie Vorgruppe der Supremes, dann wurden die Supremes zur Vorgruppe von Donna Summer. Die galt mit ihren Liedern, diesen ganzen kommerziellen Hits, als Schwulenikone. Und später hat sich herausgestellt, das sie die Schwulen überhaupt nicht mag! Über Nacht war sie dann wieder weg vom Fenster. Man sieht daran: Die Massen können jemanden abstrafen, können etwas bewegen.
Vögeln, Kiffen. Haben Sie damals auch Ihre Liebe zu Männern offen leben können?
Ja, und wie! Und mit den merkwürdigsten Leuten. Das hört sich jetzt an wie die Promishow vom Peter Kern. Da sprach mich eines Abends nach der Show einfach so Leonard Bernstein an: „I want to meet you and the people from the show.“ Da sind wir dann zu meinem Gartenhäuschen bei Wien, und dann kam Bernstein und umarmte mich dicken kleinen Peter Kern. Er gab mir einen Zungenkuss! Und dann zog er sich mit einem schönen jungen Mann in mein Gartenhäuschen zurück. Es war so eine schöne, erotische Zeit. Da wurde nicht über Sexualität gesprochen, das wurde einfach gemacht. Heute ist es ja umgekehrt.
Sie berichten eben aus der Zeit vor Aids.
Ja, das hat mein Leben verändert. Ich habe auch heute keinen Sex mehr, ich rede nur mit den Menschen – auch mit den Strichern. Das ist eine Phobie, ich denke, dass ich krank bin in dieser Richtung. Es ist so deprimierend: Alle meine Freunde sind an Aids gestorben, alle. Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe. Das lag daran, dass ich nie Analverkehr hatte. Nur einmal – ich musste sofort zum Arzt – und als der mich dann operierte, sagte er tatsächlich: „Halten Sie still, Sie Arschloch!“
Wann war das ?
Zu der Zeit habe ich in Bochum am Schauspielhaus gespielt. Und wir wohnten alle mit Rainer Werner Fassbinder in einem Haus: Mit Ingrid Caven, Hanna Schygulla, auch der Kurti Raab mit seinem Freund war dort, einem Marokkaner. Der wurde immer eingesperrt und bekam nichts zu essen. Und ich saß immer auf dem Klo und der Fassbinder hat geschrien: „Die Paula sitzt schon wieder in Kamille!“ Ja, weil ein Sitzbad dass das Einzige war, was beruhigt hat.
Paula?
Wir haben alle Frauennamen gekriegt vom Fassbinder. Der Kurti Raab war die Emma Kartoffel, der Ballhaus war die Sonja …
Als „Paula“ hatten sie in den Achtzigern einen Auftritt in Helmut Dietls „Kir Royal“, als Koch in einem französischen Edellokal.
Ja, Kurt Raab hatte die Besetzung gemacht. Aber besonders originell war „Kir Royal“ nicht.
Aber ihre Szene war doch witzig: „Geh, Paula, ruf alle an. Saufen und Fressen ist umsonst“
Die Serie war so populär, dass mir das widerspenstig wurde. Ich denke, man hätte viel kritischer sein können, man hat aber nur etwas gezeigt, wie es ist. Das waren alles eher Schnitzfiguren. Der Süßkind hat den Text gemacht, ein guter Mann, zusammen mit dem Dietl. Aber der Dietl war immer schon überbewertet, viel zu überbewertet.
Und wo stehen Sie im Moment?
Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich wieder sehr zensiert werde, totgeschwiegen werde. Ich habe zwei Filme am Markt …
„Mörderschwestern“. Und es gibt erstmals eine Auswahl ihres Schaffens auf DVD …
… und keine Chance, in eine Talkshow zu kommen – weil ich doch von der „Hochkultur“ komme. Und das ist heute ein Schimpfwort. Es gibt aber keinen Beweis, dass die Quoten runtergehen, wenn ich komme.
Sie waren schon früh anders als die anderen: schwul, übergewichtig, der Großvater jüdisch, der Vater Kommunist …
Es ging immer um den Traum von Freiheit. Ich halte es keine Minute aus, von jemandem abhängig zu sein. Ich hatte als 16-Jähriger eine kaufmännische Ausbildung gemacht, bei Kapsch und Söhne in Wien, die stellten Radio und Fernseher her. Eines Tages musste ich das Gabelfrühstück besorgen, das zweite Frühstück der Wiener, meist Wurst-Semmeln und Coca-Cola. Und stieß mit den Tüten im Gang mit Dr. Kapsch zusammem …
Dem Patriarchen?
Ja! Ich stand in einer Soße aus Semmeln und Cola und fing an zu weinen. Aber sagte der Dr. Kapsch: „Nu lassens des doch, kommens mit rein“, und nahm mich am Arm. „Geh wischens des auf“, sagte er zur Sekretärin. Und ich war im Reich der Könige.
Wie war es dort?
Der Herrscher klagte über sein Leid, Herr über 3.000 Menschen zu sein. In Wirklichkeit sei seine Sehnsucht die Kunst. Und dann gründeten wir eine Theatergruppe! Erst später hat mich dann der Personalchef rausgeschmissen. Gott sei Dank – sonst wäre ich heute Abteilungsleiter im Einkauf …
Die Promishow des Peter Kern hätte es nie gegeben: Bernstein, Fassbinder, der Schriftsteller Jean Genet …
Auf Einladung von Peter Stein war Jean Genet damals in Berlin. Stein hatte „Les Nègres“ inszeniert und weiße Schauspieler schwarz angemalt. Das fand der Genet so obszön! Das fand er so unerträglich. Ich habe Genet aber nur kurz gesehen, Dieter Schidor, der Produzent von „Querelle“, hat ihn mir vorgestellt – als ein Hängebauchschwein hat er mich vorgestellt, auf Französisch.
Charmant.
Ich verstand ja kein Französisch, und es war nett gemeint. Es war beeindruckend, Genet hat so wenig Geschiss um seine Person gemacht. Und erst da fing ich an, mich für sein Werk zu interessieren. Seitdem begleitet er mein ganzes Leben.
Genet schrieb über die Schönheit des Verbrechens.
Dafür hat man heute keinen Blick mehr. Weil uns der Liebesbegriff abhandengekommen ist. Genet ist damals ins Gefängnis gegangen, weil der Geliebte ein Mörder war. Und Genet hat den Mord dieses Mörders angenommen, um in seiner Nähe sein zu können! Wo gibt es denn eine solche Art, zu lieben, noch? Es geht ja in unserer Zeit eher um die Vernichtung unser selbst, und das hat mit Liebe wenig zu tun.
Vernichtung?
Ich beziehe das auf unseren Alltag. Auf die täglichen Erniedrigungen, denen wir begegnen. Auf den Einfluss aller Wahrnehmungsflächen, die uns umgeben, auch die Medien. Früher war der Mensch im Vordergrund und sein Leid. Heute steht im Zentrum der Ordnungshüter. Neulich in Berlin ging eine Frau mit einem Wägelchen rum und verkaufte Brezeln, für 2 Euro. Sie hatte drei Kinder bei sich! Und dann kommt das Ordnungsamt und nimmt ihr den Wagen und die Brezeln weg und die 6 Euro, die sie gerade verdient hat. Das ist die Zeit. Und zu Hause vor dem Fernseher sitzen Leute, die dazu applaudieren. Reality-TV, Polizeiserien. Wir sind den Fernsehredakteuren ausgeliefert.
Wer braucht denn noch das Fernsehen? Im Internet kann jeder veröffentlichen, was er will.
Tatsache ist, dass mir der Verleiher sagt: Video on demand kannst du vergessen, du kannst deine Filme verschenken. Es gibt kein Geld, und daher stirbt dann alles, was von inhaltlicher, kultureller Bedeutung ist. Nur das Angepasste, das Verlangte – der sogenannte Mainstream – wird sich durchsetzen.
Die jungen Leute heute arbeiten und machen ihre Kunst nach Feierabend.
Für mich ist Kunst existenziell. Für andere ist es ein Abfallprodukt des Lebens. Das kann schon nicht funktionieren.
Ihr Film „Mörderschwestern“ wurde in Hof ausgezeichnet.
Kommen Sie mir nicht mit Preisen. Preise sind etwas Hochgefährliches. Da kommt irgendein Herrscher und versucht dich mit einem Preis dazu zu bringen, dass du wirst wie der Herrscher. Das mag ich nicht.
Okay, Themenwechsel: Sie waren mit Freddy Mercury befreundet?
Den kannten ich von der Deutschen Eiche in München, ein schwules Lokal. Und in Berlin war ich zu seinem letzten Konzert in der Waldbühne eingeladen. Wir waren in meinem Hotelzimmer und Freddy kam rein. Ich hatte einen Stricher bei mir, der konnte das alles nicht glauben. Ich habe ihm dann gesagt: Nein, nein, das ist nicht Freddy Mercury. Und der Freddy hat gesagt: Ich trete nicht auf! Die Vorband spielte schon. Freddy bestand darauf, dass sein Freund aus München, ein kleiner Dicker, eingeflogen wird. Erst nach dem Ficken wollte er auftreten.
Und?
Er wurde mit einer Privatmaschine eingeflogen. Es wurde dann ein toller Abend. Wir saßen an der Seite vorne und Freddy kam immer zu uns und hat uns seinen nackten Arsch gezeigt und voll hineinschauen lassen in die Unendlichkeit seines Lebens. Uns? Nein, nur für Herrn Ramschmeier, den eingeflogenen Ficker, der saß hinter uns.
Eine Diva.
In München wäre er damit nicht durchgekommen. Die Deutsche Eiche wurde regiert von der Toni, der Wirtin. „Wie hoast, Mercury? So heißen hier alle! Also setz di nieder und sauf dein Bier.“
Sie hatten keine Chance in Wien – sie scheiterten mit dem Versuch, sich bei den dortigen Grünen aufstellen zu lassen?
Ich hatte so einen Hass auf den Wiener Kulturstadtrat, dass ich gesagt habe: Wenn wir doch eine grüne Partei hätten, die mehr Verantwortung übernimmt. Aber die Grünen haben keine Ahnung von Kultur. Die könnten damit so viel gesellschaftlichen Einfluss haben, stattdessen beschäftigen sie sich immer mit Verkehr und Energie.
Die Grünen haben keine Lieder?
Wahrscheinlich haben sie keine Kultur. Ich wollte schauen, ob da was zu machen ist. Und kam in einen Haufen von strickenden Weibern und Söhnen von ÖVPlern. Ich hatte fünf Minuten Redezeit, und dann haben sie mir das Mikro abgedreht. Da habe ich laut gesagt: Ich kann auch ohne!
Wenn man Ihnen so zuhört, kann man sich eigentlich kaum vorstellen, dass Sie einsam sind.
Ein Interview zu machen, das ist ein Highlight. Aber andererseits, wenn ich glücklich wäre, dann hätte ich einen Freund. Und würde mehr essen und fernsehen. Das wäre auch der nahe Tod.
Womöglich.
Ich habe mir vorgenommen, mit dieser Jammernummer Einsamkeit aufzuhören. Ich will dagegen angehen. Ich werde immer einsam sein, wenn ich nicht den Schritt nach vorne gehe, an die Luft gehe. Aber eigentlich bin ich entsetzt, wenn ich vor die Tür gehe. Nicht aufgrund der Tristheit der Wolken oder der Abgase. Die Tristheit geht vom Menschen aus, der dich nicht anschaut, der dich beleidigt. Der versucht, dir das kleine persönliche Glück zu nehmen.
Schlimm.
Aber wir wollten ja nicht mehr jammern.
Nein, nein.
Aber stellen Sie sich vor, es gibt keine Menschen mehr, die noch fühlen können, was Sie gelebt haben? Ich bin ja so maßlos im Fordern. Ich möchte die ganze Welt umarmen, ich möchte, dass alle mich lieben. Wenn nur einer schlecht schreibt über mich, dann möchte ich knien und kämpfen um die Anerkennung des einen.
„Die Ausnahmemenschen sind der Reiz einer Durchschnittswelt, die sie ausstößt.“ Jean Cocteau.
Das Andersein wird auch benutzt, um sich vor den Gedanken des anders Seienden zu schützen. Wenn ich aussähe wie Til Schweiger, würden meine Filme auch anders wahrgenommen.
■ Martin Reichert, 38, ist sonntaz-Reporter und findet Einsamkeit auch nicht gut, er liebt aber Hotelzimmer
■ David Oliveira, 30, freier Fotograf, versuchte es bei Peter Kern mit Smalltalk und wurde sofort auf die großen Themen verwiesen