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■ Biutiful Mexiko/Spanien 2011, R: Alejandro González Iñárritu, D: Javier Bardem, Maricel Álvarez
Der Regisseur Alejandro González Iñárritu lebt seit zehn Jahren in einem selbstgewählten Exil. Seinen ersten international erfolgreichen Film „Amores Perros“ hat er noch in Mexiko-Stadt gedreht, jetzt lebt er mit Frau und Kindern in Kalifornien. Nachdem er in „Babel“ aufgegriffen hat, wie die Grenzmauer zwischen Mexiko und den USA in das Leben derjenigen eingreift, die sie aus dem Süden ohne Erlaubnis überquert haben oder überqueren wollen, inszeniert er in „Biutiful“ das elende Überleben und Sterben derjenigen, die mitten in Westeuropa ganz unten leben: In prekärsten Verhältnissen, als Flüchtlinge und MigrantInnen ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, oder zwar mit spanischer Staatsbürgerschaft, aber sozial unsicher am unteren Rand der Schattenökonomie. „Biutiful“ ist eine Zumutung. Im besten Sinne. Die Schattenseite der boomenden Metropole Barcelona, hier wird sie gezeigt. Jenseits der Routen der schicken Olympiastadt. In Ravál oder Santa Columna, dort, wo beengt, dunkel und feucht gewohnt wird. Wo in Hinterhöfen in kleinen, illegalen Fabriken produziert wird. Günstig für die spanische Wirtschaft, aber unsichtbar. Die Unsichtbaren, Elenden, alle wissen, dass es sie gibt. Iñárritu hat bei Aufenthalten in Spanien in Zeitungen nahezu täglich kleine Meldungen gelesen über ihre Tragödien. „Biutiful“ übertreibt nichts. Aber der Film verdichtet es in seinen zweieinhalb Stunden zu einer nahezu ausweglosen Geschichte.
Erzählt wird aus der Sicht von Uxbal – gespielt von Javier Bardem, der für seine Rolle zu Recht beim Festival in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde. Er sorgt alleine für seine schulpflichtigen Kinder Mateo und Ana. Zaubert in ihrer abgerissenen Wohnung ein Abendbrot, nachdem er zuvor noch schnell einem unerlaubten Geldverdienst nachgegangen ist. Die Kinder liebt er, und auch deren Mutter Marambra. Aber er kann nicht mit ihr leben. Sie ist bipolar, heftig manisch-depressiv, sie ist labil, verletzlich und verzweifelt. Uxbal verdient Geld damit, afrikanische Straßenhändler zu managen. Er schmiert für sie die Polizei, damit diese sie ihre paar Waren auf Decken verkaufen lässt. Das Gleiche macht er auch für eine Hinterhoffabrik, in der ganze Familien aus China Kleidung nähen.
Als Uxbal immer kurzatmiger wird, Blut im Urin hat, geht er in eine Gesundheitsstation: Er hat Prostatakrebs und nur noch wenige Wochen zu leben. Uxbal versucht, so gut es noch geht, für seine beiden Kinder vorzusorgen. Uxbal kann sich keine teure Behandlung leisten. Aber es gibt Unterstützung. Die kommt unerwartet. Hat nichts Kitschiges oder Verklärendes. „Biutiful“ ist ein trauriger und ein wunderbarer Film, der inmitten eines Barcelonas, eines Spaniens spielt, das sonst im Kino kaum vorkommt. Gaston Kirsche
„Biutiful“ wird in der Originalfassung mit Untertiteln Sa, 21. 1., 21.15 / So, 22. 1., 21.15 / Mo, 23. 1., 19.00 / Sa, 21. 1., 21.15 / So, 22. 1., 21.15 / Mo, 23. 1., 19.00 Uhr im Metropolis, Kleine Theaterstraße 10 gezeigt