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Archiv-Artikel

Bremen schrumpft – „massiv“

Die Abrisse in Tenever sind erst der Anfang, Wohnungsbaupolitiker müssen Abrisspolitiker werden, das fordert der Politologe Volker Eichener. Auf Einladung der Sparkasse berichtete er über die Folgen des demografischen Wandels

Von kawe

Bremen taz ■ „Wir werden weniger, grauer und bunter“, auf diesen schlichten Nenner brachte der Düsseldorfer Politikwissenschaftler Volker Eichener gestern auf einer Veranstaltung der Sparkasse die Bevölkerungsentwicklung, die auch Bremen bevorsteht. Bremen müsse daher viel mehr unattraktiven Wohnungsbestand abreißen, die Wohnungsbaupolitiker müssten sich von der Phase der Neubau-Förderung auf eine Zeit der Abriss-Steuerung umstellen, forderte er. Und da mit dem alten Sozialsystem die vielen älteren Menschen nicht versorgt werden könnten, müsse gerade die Stadt ihr Verständnis von Wohlfahrtstaat grundlegend ändern.

Bremen ist weit davon entfernt, dieser Zukunft ins Auge zu blicken. Der Konkurs des Hochhaus-Besitzers Krause in Osterholz-Tenever sei eher ein Glücksfall, meint Eichener, die Rettung eines Teils der Wohnungen durch die Stadt – der Fehler. Die Sanierungen des Wohnraums in solchen Außenlagen ohne Perspektive bringe die besseren Wohnlagen und letztlich auch die Innenstädte in Gefahr, so die These des Politikwissenschaftlers. Denn wenn es an der Peripherie subventionierte gute Wohnlagen gebe, dann „lohne“ sich für die Hausbesitzer die Instandhaltung der Innenstadt-Wohnungen nicht.

Bremen, kritisierte Eichener, gehe in aller Naivität noch immer von einer wachsenden Stadt aus – wo doch alle Experten wüssten, dass auch Städten wie Bremen bis 2020 „massive Verluste“ an Bevölkerung drohten. Wachsen würde einzig der südliche Speckgürtel Bremens, in den vor 10 bis 15 Jahren die jungen Familien gezogen seien. Bremen müsse wie andere Städte den Mut haben, die „Wohnmaschinen“ der 60er Jahre als „inhumane Bauform“ Schritt für Schritt zu entfernen. Da für einen privater Besitzer eine niedrige Miete immer rentabler sei als die Abrisskosten, könne man eine Steuerung nur von der öffentlichen Hand erwarten. Nur 20 Prozent der Bevölkerung der Städte lebe in Familien, Bedarf gebe es daher für die ganz unterschiedlichen Typen der jungen und alten Singles, meinte Eichener. Die „Kultur der Immobilität“ der Hausbesitzer müsse durchbrochen werden, in Deutschland würde die auch durch die hohen „Transaktionskosten“ beim Kauf und Verkauf von Wohneigentum gefördert: Grunderwerbssteuer und die „parasitären Notariatsgebühren“ machten es schwer, das Wohneigentum gemäß der Lebenslage zu wechseln. kawe