: Für den Umbau sind viele – aber er soll anders aussehen
Die Pläne zur internen Neuordnung der Hochschule reißen alte Konflikte auf: Die Philosophie von der Hochschule als Unternehmen stelle die Freiheit von Forschung und Lehre in Frage
Die Aufregung war groß, als Rektor Elmar Schreiber der Hochschule Bremen Ende Januar seine Reformpläne präsentierte. Für ihn geht es um nicht weniger als den Bestand seiner Hochschule, KritikerInnen hingegen wittern den Ausverkauf der Forschung an die Wirtschaft.
Anlass der Diskussion ist das „Projekt zwei“, das die Zahl der Fachbereiche von neun auf drei reduzieren soll. Sechs Dekane wären auf einen Schlag überflüssig, die drei verbliebenen sollen direkt dem Rektor unterstellt werden. Der Widerstand kam prompt: Studierende wie Professoren protestierten gegen das „Diktat vom Rektorat“. Gemeinsam verhinderten sie, dass die Reformpläne zum 1. Juni umgesetzt werden. Mit einer Einigung ist nun frühestens zum Wintersemester zu rechnen.
Das hinter verschlossenen Türen entwickelte Konzept will sechs Fakultäten streichen. Auch die Fachbereichsräte, zuständig für die Lenkung der neun Fachbereiche, sollen abgeschafft werden. Statt dessen sollen zwölf Direktoren ernannt werden – als Leiter künftiger „Lehr- und Forschungszentren“.
Begründet hat Schreiber seine Absichten mit anstehenden „Verteilungskämpfen“ um bremische Finanzhilfen. Derzeit bekommt die Hochschule 25 Millionen Euro pro Jahr aus dem Landeshaushalt, hinzu kommen Drittmittel in Höhe von sechs Millionen Euro. Die Existenz der Hochschule Bremen sei „gefährdet“, komme es nicht zur Neuordnung, betont Schreiber.
Die gegenwärtige Struktur sei „historisch gewachsen“, aber „nicht mehr vernünftig“, räumt auch Wolfgang Reichel, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen, obgleich Reformkritiker, ein. Im Gründungsjahr 1982 verzeichnete die Hochschule neun Studiengänge in acht Fachbereichen, heute zählt sie 50 Studiengänge. Das Problem, so Martina Roes, Studiendekanin im Fachbereich Sozialwesen: „Wir verheddern uns.“ Im Laufe der Jahre entstanden parallele Studienangebote. Sie sollen nun zusammen geführt werden.
Dabei werde „Unvereinbares vereint“, findet Volker Biere, Dekan des Fachbereichs Nautik. So würden die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge nicht nur der neuen Fakultät „Business“ zugeordnet, sondern dominierten auch die „Humanities“, eigentlich den Geisteswissenschaften vorbehalten. Kollege Reichel stimmt zu: „Drei Fachbereiche sind zu wenig.“
Gleichzeitig beanstandet der Sprecher der KritikerInnen, Gerd Syben, das „Projekt zwei“ als „nicht wissenschaftsgemäß“. Er sieht die Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr. Bernd Mahro, Professor für Umweltbiotechnik, geht noch weiter. Er protestiert gegen die vom Rektorat schon lange vertretene Philosophie von der Hochschule als Unternehmen. „Wie soll sich ein Physiker kritisch mit Kernenergienutzung auseinander setzen“, fragt Mahro, „wenn dies vom Markt nicht gefragt und vom Direktor folglich nicht erlaubt wird?“ Es gehe bei dem Streit um nicht weniger als den Erhalt einer „demokratischen und kritischen“ Hochschule. mnz