: Surfen auf der grünen Welle
NACHHALTIGES NETZ Die Suchmaschine Wegreen bewertet Produkte und Firmen mit einer Ampel
„Guten Freunden gibt man ein Küsschen“, heißt es in der Ferrero-Werbung. Aber ist der Konsum dieser Pralinen auch ökologisch und politisch korrekt? Bei der Klärung dieser Frage soll die Suchmaschine Wegreen den Konsumenten helfen. Die von Maurice Stanszus 2010 gegründete Suchmaschine informiert Konsumenten über die Nachhaltigkeit von Produkten, Marken und Unternehmen und sorgt für Transparenz auf dem Markt. Ermöglicht werden soll dies durch den direkten Dialog zwischen Firma und Kritiker.
„Der Standort von Wegreen in Berlin ist bewusst gewählt“, sagt Betriebswirtschaftler Stanszus. Niedrige Mieten und Löhne bieten einen günstigen Nährboden für eine Unternehmensgründung. Da auch andere Jungunternehmer dieses Potenzial entdeckt haben, tummelt sich hier die Startup-Szene. Dadurch ist Berlin laut Stanszus der ideale Ort, sich zu vernetzen und zu kooperieren, denn: „Trotz Internet funktioniert nichts ohne persönlichen Kontakt!“
Die Suchmaschine soll wie ein Filter fungieren und es Konsumenten ermöglichen, auf einen Klick herauszufinden, wie nachhaltig eine Firma ist. Auf Wegreen gibt man beispielsweise Ferrero ein, und schon erscheint ein roter Punkt, der signalisiert: „Stopp! Von Produkten dieser Firma sollte man lieber die Finger lassen.“
Die Gründer der Suchmaschine bleiben im Hintergrund. Sie sammeln Informationen über die Unternehmen und bewerten diese nach den Kriterien von Wegreen, beispielsweise Aktualität und Seriosität aus Expertensicht. Unter diesen Kriterien musste auch schon die eine oder andere Quelle aussortiert werden. So entsteht ein mehr oder weniger fundierter Eindruck von dem Unternehmen, der durch Basisdaten ergänzt wird.
„Wir haben zwar kaum Einnahmen, wir brauchen aber auch wenig“, sagt Stanszus. Das ist auch der Grund, warum ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Unternehmen wie Wegreen ein energiefressendes Medium wie das Internet für die Verbreitung ihrer Idee gewählt hat: Das World Wide Web ermöglicht es, mit geringem Budget und Arbeitsaufwand Zugang für Millionen potentielle Nutzer zu schaffen. Auch die Ziele Transparenz und Aktualität sind im Netz wesentlich leichter zu erreichen als beispielsweise durch die Gründung eines Siegels, das Produkte imLaden kennzeichnet – wie fairtrade, Natur und Bio.
Das Unternehmen hat weltweit kaum Konkurrenz. Aber Stanszus wäre über Konkurrenten ganz froh: „In einem Social Business ist die Konkurrenz häufig zugleich Kooperationspartner.“
So müssen Stanszus und seine Kollegen ihr Projekt über Partnerseiten, Presse und Mund-zu-Mund-Propaganda allmählich ausweiten. Soll Wegreen international werden? „In ein paar Jahren, vielleicht“, sagt Stanszus. Sein Wunschtraum sei es, Wegreen als Art grünes Google zu etablieren. HANNAH ESSLER