: „Offene“ Ganztagsschulen weiter im Streit
BILDUNG Linke und GEW wollen sich mit dem Koalitionskompromiss um die „offene Ganztagsschule“ nicht zufrieden geben. Schulsenatorin verweist auf Elternwünsche nach „offenen“ Angeboten
■ Offene Ganztags-Grundschulen: Burglesum: GS Burgdamm. Neustadt: GS Oderstraße. Osterholz: GS Osterholz. Hemelingen: GS Mahndorf.Hemelingen: GS Arbergen. Borgfeld: GS Am Borgfelder Saatland. Horn: GS Horner Heerstraße. Vegesack: GS Alt Aumund. Östliche Vorstadt: GS Stader Straße. Findorff: GS Admiralstraße: bereits jetzt Verlässliche Grundschule Plus.
■ Gebundene Ganztagsschulen: Hemelingen: GS Osterhop. Schwachhausen: GS An der Gete.
■ 2013 Osterholz: GS Pfälzer Weg.
Der Kompromiss von SPD und Grünen zur „offenen Ganztagsschule“ hat die politische Debatte um die neuen Ganztagsschulen noch längst nicht beendet. Die Oppositionsfraktion der Linken sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) aufgefordert, bis zur Sondersitzung der Bildungsdeputation am 9. Februar ein pädagogisches Konzept vorzulegen. „Ein schlüssiges Konzept fehlt nach wie vor“, sagt Kristina Vogt, Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Links-Fraktion. „Es ist noch immer nicht deutlich geworden, was die offene Ganztagsschule leisten soll.“
Nach den Plänen, die Senatorin Renate Jürgens-Pieper Anfang der Woche vorgelegt hatte, sollen zum nächsten Schuljahr drei Grundschulen in „gebundene Ganztagsschulen“ und zehn weitere in „offene Ganztagsschulen“ umgewandelt werden. Der Unterschied: Während die „gebundene“ Form den Ganztags-Unterricht für alle SchülerInnen verpflichtend macht, gibt in der „offenen“ Form freiwillige zusätzliche Angebote für die Nachmittage.
„Wir schaffen aus finanziellen Gründen nicht mehr als drei gebundene Ganztagsschulen pro Jahr in der Stadt Bremen und eine in Bremerhaven“, sagt die Behördensprecherin Karla Götz. Zudem gebe es gerade im Grundschulbereich Eltern, die das A der gebundenen Ganztagsschule – also jeden Tag verpflichtend – ablehnen. „Wir wollen auch diesen Elternwünschen entgegenkommen“, sagt Götz. Das Angebot der „offenen“ Ganztagsschulen soll Früh- und Spätdienste sowie eine Ferienbetreuung umfassen. Bis 16 Uhr soll das nachmittägliche Lernangebot kostenfrei sein. Für Mittagessen und zusätzliche Angebote müssen die Eltern zahlen, sofern sie nicht als Empfänger von Sozialleistungen davon befreit sind. Diesen Vorschlag hatte Jürgens-Pieper mit den Koalitionsfraktionen abgestimmt, am 9. Februar soll die Bildungsdeputation ihn in einer Sondersitzung beschließen. Je nach Bedarf im Stadtteil und Nachfrage nach Betreuung sollen in den Stadtteilen neue Ganztagsangebote als „offene“ oder gebundene eingerichtet werden.
„Wir sind sehr skeptisch, dass die Umstellung so kurzfristig gelingen kann“, sagt Christian Gloede, Landesvorstandssprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Neben Raum- und Personalfragen seien auch Modalitäten bei Anmeldung und der Zusammenarbeit mit Horten völlig ungeklärt. Ohnehin sieht die GEW die „offene“ Ganztagsschule nicht als geeignete Lösung für die Probleme in vielen Stadtteilen. „In einer Stadt wie Bremen mit zahlreichen sozialen Brennpunkten kann die Offene Ganztagsschule nur eine Übergangslösung sein – die Gebundene Ganztagsschule muss hier zu einem Regelangebot werden.“
Die Kritiker von Jürgens-Piepers’ Konzept begrüßen gleichzeitig, dass für die Finanzierung der Ganztagsschulen zunächst keine Hortplätze gestrichen werden. Zudem soll die Zahl der Plätze beim freiwilligen Angebot nicht von vornherein begrenzt sein. „Die Finanzierung ist gesichert“, tritt Karla Götz, die Sprecherin der Senatorin, allen Befürchtungen entgegen, dass die Anmeldezahlen das Budget sprengen könnten. Für die Entwicklung der Ganztagsschulen stehen im Jahre 2012 für Sachmittel und Personal insgesamt 1,7 Millionen Euro und 2013 noch einmal 4,6 Millionen Euro zur Verfügung. Für bauliche Investitionen sind im ersten Haushaltsjahr vier Millionen Euro veranschlagt, 2013 sollen es dann drei Millionen Euro sein. KAF