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Archiv-Artikel

Ein Ort gegen Kälte

PAPAGAIENHAUS Die Obdachlosenhilfe steht vor tief greifenden Umbrüchen. Das neunstöckige Jakobushaus ist dringend sanierungsbedürftig, auch das Konzept der zentralen Versorgung wackelt

Die diakonische Obdachlosenhilfe steht vor tief greifenden Umbrüchen. Das Sozialzentrum des Vereins für Innere Mission, das „Jakobushaus“, wegen seiner farbigen Fassade „Papagaienhaus“ genannt, ist dringend sanierungsbedürftig. Er könne sich vorstellen, dass die zentrale Einrichtung mit Notaufnahme, Übergangswohnheim und Tagestreff durch Appartementhäuser ersetzt werde, sagte der Leiter des Sozialzentrums, Bertold Reetz. Aus der Politik kommen Stimmen für ein komplett dezentrales Konzept.

Wie die Obdachlosenhilfe künftig in Bremen aussieht, wird seit etwa drei Jahren zwischen Sozialbehörde, Politik und Innerer Mission diskutiert. Das neunstöckige Jakobushaus in Bahnhofsnähe wurde im Februar 1976 nach knapp zweijähriger Bauphase eingeweiht und mit Investitionen in Höhe von damals rund fünf Millionen Mark errichtet. Die Bremische Evangelische Kirche steuerte 3,2 Millionen Mark bei, der Rest floss aus Mitteln des sozialen Wohnungsbaus. Heute ist das Gebäude auch energetisch nicht mehr zeitgemäß und müsste mit einem Millionenbetrag saniert werden.

Zum Haus gehört ein Übergangswohnheim mit derzeit 32 Plätzen für Menschen, die ihr Leben nicht alleine regeln können. „Das wollen wir aufgeben“, sagte Reetz. Ihm schwebt ein Appartement-Projekt mit bis zu 27 Plätzen an einem Ort vor, das durch ein intensives Wohntraining begleitet wird. Eine stationäre Unterbringung wie jetzt im Jakobushaus würde dann wegfallen, was auch den Vorteil hätte, dass die Bewohner Hartz-IV-Leistungen bekämen. Heute erhalten sie stattdessen ein Taschengeld in Höhe von monatlich 100 Euro.

Während im rot-grünen Koalitionsvertrag der Bremer Landesregierung dezentrale Angebote Vorrang haben, bezweifelt die Innere Mission, dass das funktioniert. Wer sein Leben etwa aufgrund einer Suchterkrankung nicht im Griff habe, sei auch nicht fähig, alleine zu leben, sagte der Vorstand der Inneren Mission, Pastor Uwe Mletzko.

Für diejenigen, die schon einen Schritt weiter sind, gibt es bereits ein dezentrales und von Sozialpädagogen intensiv betreutes Wohnen: „Das funktioniert gut.“ Wer allerdings aufgrund von Alkoholproblemen seit Jahren auf der Straße lebe, verkümmere alleine und sei in einem Appartement-Projekt besser untergebracht, ergänzte Reetz. (epd)